Mit der Zertifizierung von Little Logan’s Farm im Hudson Valley als erste offiziell anerkannte biozyklisch-vegane Farm der Vereinigten Staaten setzt Gründerin Frances Gonzalez einen wichtigen Impuls für eine Landwirtschaft ohne Nutztierhaltung. Die Unternehmerin, die zuvor bereits mit ihrer Plattform Vegan Wines Maßstäbe setzte, verfolgt mit ihrem Betrieb nicht nur ökologische Ziele – sie möchte auch Wissen vermitteln, Bewusstsein schaffen und zeigen, wie pflanzenbasierte Landwirtschaft und kulinarischer Genuss Hand in Hand gehen können.
Im Interview mit vegconomist erläutert Frances Gonzalez, was die Zertifizierung für sie bedeutet, wie sie Little Logan‘s Farm zu einem Bildungsort für biozyklisch-vegane Praxis ausbauen möchte – und welche Rolle dabei auch der Wein spielt.
Frau Gonzalez, die biozyklisch-vegane Zertifizierung Ihres Betriebs ist ein bedeutender Schritt. Wie ordnen Sie diese Zertifizierung in Ihre persönliche und berufliche Entwicklung ein?
Für mich ist sie eine konsequente Weiterführung meiner bisherigen Arbeit. Ich habe mich viele Jahre mit der Frage beschäftigt, wie sich ethische Grundsätze mit ökologischer Landwirtschaft verbinden lassen – ohne dabei auf die Nutzung von Tieren angewiesen zu sein.
Der biozyklisch-vegane Anbau verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Er verbindet eine rein pflanzenbasierte Erzeugung mit dem Aufbau eines gesunden Bodenlebens und dem Schutz natürlicher Lebensräume. Die Zertifizierung bedeutet für uns nicht nur die Anerkennung unserer Arbeit, sondern auch die Verpflichtung, unser Wissen weiterzugeben und für die Praxis zugänglich zu machen.

Sie möchten Little Logan‘s Farm künftig auch als Bildungsstätte etablieren. Wie sehen hier Ihre konkreten Pläne aus?
Ein zentraler Bestandteil unseres Konzepts ist die Wissensvermittlung. Wir entwickeln praxisnahe Schulungsangebote, in denen Interessierte lernen können, wie Landwirtschaft und Gartenbau (im professionellen wie im privaten Bereich) ohne den Einsatz tierischer Betriebsmittel funktionieren. Statt Gülle oder Schlachtabfälle arbeiten wir beim Mulchen und Kompostieren ausschließlich mit rein pflanzlichen Komponenten. Ergänzend dazu beschreiten wir mit der Herstellung von biozyklischer Humuserde neue, zukunftsweisende Wege der Pflanzenernährung und des nachhaltigen Aufbaus der Bodenfruchtbarkeit. Unser Ziel ist es, Little Logan’s Farm zu einem Lernort zu machen, der Theorie und Praxis auf sinnvolle Weise verbindet.
Neben den landwirtschaftlichen und gärtnerischen Lernangeboten möchten Sie auch kulinarische Erlebnisse auf der Farm ermöglichen. Wie sieht das konkret aus?
Wir bauen derzeit eine professionelle Lehrküche auf, die bis zu 12 Personen Platz bietet und in der künftig Kochkurse mit renommierten veganen Köchinnen und Köchen stattfinden sollen. Die Teilnehmenden arbeiten mit frischen Zutaten direkt vom Feld – so entsteht ein unmittelbarer Bezug zwischen Anbau, Verarbeitung und Genuss.
Darüber hinaus veranstalten wir kulinarische Events wie Farm-to-Table-Abende, Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und themenbezogene Verkostungen. Unser Anliegen ist es, Wissen nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern auch sinnlich erfahrbar zu machen. Wir möchten, dass unsere Gäste mit bleibenden Eindrücken und neuen Einsichten nach Hause gehen.

Sie haben bereits mit Vegan Wines Maßstäbe für veganen Wein gesetzt. Welche Rolle spielt das Thema heute für Sie?
Wein war für mich immer ein Beispiel dafür, wie weitreichend sich ethische Überlegungen auswirken können – auch dort, wo man sie zunächst nicht vermutet. Viele Weine gelten als vegan, erfüllen aber nur die Anforderungen im Herstellungsprozess. Ein wirklich veganer Wein muss jedoch bereits im Weinberg konsequent ohne Düngemittel oder sonstige Präparate tierischen Ursprungs angebaut werden. Genau dafür steht der biozyklisch-vegane Anbau.
Ich freue mich sehr, auf unserer Farm auch zertifizierte Weingüter wie L’Acadie Vineyards (Kanada), Château Puybarbe (Frankreich) und Zacharioudakis Winery (Griechenland) vorstellen zu dürfen. Durch Verkostungen und Informationsformate möchten wir das Prinzip „vineyard to glass“ erlebbar machen.
Was möchten Sie Menschen mitgeben, die Little Logan‘s Farm besuchen oder sich für Ihr Konzept interessieren?
Ich wünsche mir, dass Besucherinnen und Besucher erkennen, dass es praktikable und skalierbare Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft gibt. Ganz gleich, ob jemand sich privat für pflanzliche Ernährung interessiert oder beruflich in Gastronomie, Landwirtschaft oder Weinbau tätig ist – wir möchten Denkanstöße geben und konkrete Wege aufzeigen. Bildung ist für uns der Schlüssel: Wer versteht, warum etwas sinnvoll ist, kann überzeugend handeln.

Wo können sich Interessierte näher informieren?
Informationen zu unserem Bildungsprogramm, zu Kochkursen, Farm-Dinners und Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage. Ich empfehle Ihnen außerdem, einen Blick auf die Website des internationalen Netzwerks Biocyclic Vegan International zu werfen.
Jede Veränderung beginnt mit Neugier – und wir möchten dazu beitragen, dass daraus Wissen und konkretes Handeln entsteht.
Frau Gonzales, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen: littlelogansfarm.com und biocyclic-vegan.org