Agrarwirtschaft

Transformationskonflikte in der Landwirtschaft: Neues Projekt an der Uni Osnabrück

Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Folgen des Klimawandels eine grundlegende Umstellung der Wirtschafts- und Lebensweise erfordern. Politische Maßnahmen, um solche ökologischen Transformationen umzusetzen, sind jedoch häufig konfliktbeladen. Ein neues Forschungsprojekt an der Uni Osnabrück befasst sich nun damit. Finanziert wird es mit rund 250.000 Euro vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Volkswagenstiftung im Rahmen des Förderprogramms zukunft.niedersachsen.

Das Projekt Transformationskonflikte in der Landwirtschaft (TRAKONLA) beschäftigt sich am Beispiel der Landwirtschaft mit den sozialen und räumlichen Dynamiken sozial-ökologischer Umstellungskonflikte. Verstärkt treten solche auf, wenn Menschen das Gefühl haben, durch die Transformationen nicht nur wirtschaftlich zu verlieren, sondern auch ihre Lebensweise und Identität in Frage gestellt sehen. „Diese Konflikte können dringend notwendige ökologische Änderungen behindern und sogar die Legitimität von Klimapolitik und des politischen Systems insgesamt untergraben“, erklärt Prof. Dr. Hajo Holst vom Institut für Sozialwissenschaften.

„Die Landwirtschaft ist aus mehreren Gründen ein besonders relevanter Gegenstand für die Untersuchung der sozialen und räumlichen Dynamik von Transformationskonflikten“, fügt Prof. Dr. Martin Franz vom Institut für Geographie hinzu.

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© zorandim75 – stock.adobe

Transformationskonflikte haben längst begonnen

Die Branche ist ein zentrales Feld für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen, insbesondere zur Sicherstellung der Ernährung, des Klimaschutzes, dem Erhalt der Biodiversität und des Wasser- und Ressourcenschutzes. Gleichzeitig haben in der Landwirtschaft – wie die Proteste im Winter 2023/24 zeigten – die sozial-ökologischen Transformationskonflikte längst begonnen.

Um ein besseres Verständnis der Motive hinter den Landwirtschaftsprotesten in 2023/24 und generell der Einstellungen von Landwirten zu untersuchen, hat ein Team der Uni Osnabrück bereits Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die unter anderem Aufschluss darüber geben, wie die Befragten auf die sozial-ökologische Transformation blicken und vor welchen Herausforderungen entsprechend Politik und Gesellschaft stehen.

„Viele Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich materiell und symbolisch an den Rand der Gesellschaft gedrängt,“ erläutert Franz. Die Auseinandersetzungen um die Zukunft der Landwirtschaft sind eng verbunden mit dem generellen Strukturwandel des ländlichen Raums – deshalb wird in TRAKONLA auch die räumliche Dimension der Proteste analysiert.

Um die Dynamik von diesen Konflikten in der Landwirtschaft zu untersuchen, greifen die Wissenschaftler auf eine Kombination unterschiedlicher Methoden zurück: eine quantitative Befragung von Landwirtinnen und Landwirten wird mit regionalen Fallstudien kombiniert. Mit Hilfe der deutschlandweiten quantitativen Erhebung werden die unterschiedlichen Perspektiven und Wahrnehmungen der Landwirtinnen und Landwirte zur Nachhaltigkeitstransformation, der Agrarpolitik und der damit verbundenen Strukturveränderungen in der Landwirtschaft sowie deren Einfluss auf die Protestbereitschaft analysiert. In diesem Kontext werden auch räumliche Faktoren und die Vielfältigkeit der Sichtweisen innerhalb der Landwirtschaft untersucht. Dabei sollen sowohl individuelle als auch räumliche Faktoren, die die Einstellungen prägen, berücksichtigt werden.

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© Universität Osnabrück

Räumliche Rahmenbedingungen und regionale Herausforderungen

„Die regionalen Fallstudien in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Brandenburg ermöglichen es, soziale Konflikte und ihre Dynamiken in unterschiedlichen Kontexten zu vergleichen und die Rückwirkungen der Proteste auf die Transformationsperspektiven der Landwirtinnen und Landwirte zu untersuchen“, sagt Prof. Holst. Die räumlichen Rahmenbedingungen sowie spezifische regionale Herausforderungen werden dabei besonders berücksichtigt, um das Verständnis für die variierenden Wirkungen sozial-ökologischer Transformationsprozesse zu vertiefen.

„Unser Projekt schließt eine Lücke in der sozial-ökologischen Transformationsforschung, indem es die räumliche Dimension der Konflikte in den Blick nimmt“, meint Prof. Franz. Zugleich trägt es zur sozialwissenschaftlichen Agrarforschung bei, indem die Perspektiven und Sorgen der Landwirtinnen und Landwirte umfassend analysiert werden. Die Ergebnisse der Studie sollen jedoch nicht nur zur wissenschaftlichen Diskussion beitragen, sondern auch praktische Empfehlungen für die Akteurinnen und Akteuren in der Landwirtschaft liefern.

„Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse eine kritische Reflexion über Ziele und Maßnahmen der Agrarpolitik anstoßen und so zu einer Gestaltung der Transformation in der Landwirtschaft beitragen, die ökologische Ziele mit sozialer Gerechtigkeit im ländlichen Raum verbindet“, erläutert dazu Prof. Holst.

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