UPFs: Klassifizierung von Plant-based Produkten überdenken.
Nach den bestehenden Klassifizierungssystemen für die Lebensmittelverarbeitung werden proteinreiche Lebensmittel auf pflanzlicher Basis oft als ultrahochverarbeitet und damit als ungesund angesehen. Diese Ultra Processed Foods, kurz UPF, gilt es jedoch nach Einschätzung von Ernährungsexperten differenzierter zu betrachten. Einen Überblick über die UPFs und ihre Rolle in der modernen Ernährung – insbesondere bei der Auswahl pflanzlicher Lebensmittel – gibt das aktuelle Whitepaper von Planteneers.
Das Papier richtet den Fokus auf das stark diskutierte NOVA-System, das Lebensmittel nach ihrem Grad der Verarbeitung unterteilt. Das vierstufige System unterscheidet nach unverarbeiteten oder minimal verarbeiteten Lebensmitteln, verarbeiteten Zutaten, verarbeiteten Lebensmitteln sowie ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln, den UPFs. Rebecca Bohlmann, Produktmanagerin bei Planteneers und Co-Autorin, kommentiert: „Angesichts der steigenden Bedeutung von pflanzlichen Alternativen stellt sich die Frage, ob eine Klassifizierung, die sich ausschließlich auf die Verarbeitungsstufen konzentriert und Parameter wie Nährwert oder Zusammensetzung der Produkte außer Acht lässt, zeitgemäß ist.“

Grad der Verarbeitung ist kein Indiz für gesundheitliche Vor- oder Nachteile
Zu den verarbeiteten Lebensmitteln der Gruppe III gehört laut NOVA-System beispielsweise frischgebackenes Brot. Ob Weißmehl- oder Vollkornbrot ist demnach irrelevant. Für eine gesunde Ernährung ist diese Unterscheidung aber sehr wohl von Bedeutung. Auch ein Bio Soja-Drink, der nur aus Wasser und Sojabohnen besteht, fällt in die Gruppe III. Würde man ihn mit Vitamin B12 anreichern, wäre er laut NOVA-System ultrahochverarbeitet und damit ein Produkt der Gruppe 4, die nicht konsumiert werden sollte. Im Gegensatz dazu geht das NOVA-System von der Annahme aus, dass unverarbeitete Lebensmittel von Natur aus gesundheitsfördernd sind. „Aus unserer Sicht ist es von entscheidender Bedeutung, den Kategorisierungsrahmen so zu verfeinern, dass der Nährwert und die evidenzbasierten Gesundheitsergebnisse im Vordergrund stehen“, so Rebecca Bohlmann.
Es sollte zum Beispiel anerkannt werden, dass bestimmte Methoden wie die Anreicherung und Fermentierung sowohl die Lebensmittelsicherheit als auch den Nährstoffgehalt verbessern können. „Eine Möglichkeit, die ernährungsphysiologische und funktionelle Vorteile bietet, ist die Integration von Vollwertkost wie Gemüse und Hülsenfrüchte in pflanzliche Produkte“, berichtet die Produktmanagerin. „Die Nachfrage nach solch innovativen Produkten wächst zunehmend. Ein weiterer Ansatz ist die Aufwertung der Produkte durch Anreicherung mit essenziellen Mineralien, Vitaminen und Fettsäuren. Durch die Kombination dieser Ansätze mit einer transparenten Aufklärung lassen sich pflanzliche Alternativen aus ernährungsphysiologischer Sicht sehr gut optimieren. Auf diese Weise könnten alle Marktbeteiligten eine erfolgreiche und nachhaltige Umstellung auf neue Proteinquellen unterstützen.“ Dazu bedarf es allerdings einer neuen Klassifikation der Lebensmittel, insbesondere der pflanzlichen Alternativen. Zusammensetzung und Nährstoffgehalt sind dabei wesentliche Parameter, die für eine optimale gesundheitliche Kategorisierung der Produkte unerlässlich sind.
Die UPF-Diskussion bietet laut Rebecca Bohlmann die große Chance, echte Aufklärungsarbeit zu leisten und die Produkte zusätzlich so zu verbessern, dass mehr Verbraucher zu pflanzlichen Alternativen greifen. Dabei gilt es, weitere Clean-Label-Lösungen einzuführen und die Transparenz in den Zutatenlisten zu gewährleisten. Denn schließlich spielen die Zutaten im Kontext des NOVA-Systems eine zentrale Rolle. „Unserer Einschätzung nach hilft die entfachte Diskussion, den gesamten Plant-based-Sektor nach vorn zu bringen und einen weiteren Meilenstein zu setzen“, so die Expertin. „Mit dem Whitepaper möchten wir die Diskussion vorantreiben, um bestenfalls mehr wissenschaftliche Untersuchungen zu pflanzlichen Lebensmitteln zu initiieren.
Das Whitepaper richtet sich an relevante Stakeholder wie Industrie und Wissenschaft, aber auch an Ernährungsorganisationen oder Verbraucherverbände.
Mehr dazu unter: Whitepaper UPFs