Food & Beverage

Neue Studie zeigt: Weniger als die Hälfte der deutschen Verbraucher vertraut dem Lebensmittelsystem

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Eine Studie unter 20.000 Menschen in 18 europäischen Ländern zeigt, dass deutsche Verbraucher Lebensmittelherstellern und Behörden weniger vertrauen als der europäische Durchschnitt.

Der neue EIT Food Trust Report befragte 20.326 Verbraucher aus 18 europäischen Ländern, um das Vertrauen in das Lebensmittelsystem und in Lebensmittelprodukte zu messen. Der Bericht enthält Daten aus dem EIT Food TrustTracker® 2021, einem evidenzbasierten, von Experten überprüften Tool zur Messung des Verbrauchervertrauens, das seit 2018 im Einsatz ist, sowie eine qualitative Studie zu den eingehenden Ansichten von Einzelpersonen in ganz Europa.

EIT Food wird vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT), einem Gremium der Europäischen Union, unterstützt und die Studie wurde von einem Konsortium europaweiter akademischer Partner durchgeführt, darunter die Universität Reading, das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC), die Universität Aarhus, die KU Leuven und die Universität Warschau.

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Weniger als die Hälfte der Verbraucher in Deutschland (46 %) und Europa insgesamt (47 %) geben demnach an, dass sie Vertrauen in die Integrität von Lebensmittelprodukten haben. Der Bericht zeigt, dass lediglich48 % der Verbraucher in ganz Europa angeben, dass sie Lebensmittelherstellern und Behörden vertrauen, während mehr als ein Viertel (25 % bzw. 29 %) ihnen aktiv misstrauen.

In Deutschland beträgt das Vertrauen in Hersteller und Behörden 44 % bzw. 45 %, was darauf hindeutet, dass deutsche Verbraucher diesen Gruppen gegenüber skeptischer sind als andere Verbraucher in Europa.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die europäischen Verbraucher zwar im Allgemeinen der Ansicht sind, dass die Hersteller kompetent sind (58 % der Verbraucher stimmen dem zu) und über die notwendigen Fähigkeiten verfügen (55 %), aber nur ein Drittel glaubt, dass sie ausreichend offen (37 %) oder ehrlich über ihre Rolle im Lebensmittelsystem sind (36 %), was darauf hinweist, dass mangelnde Transparenz die Ursache dieses Mangels an Vertrauen ist.

Auch in Bezug auf die Behörden ist das Thema Transparenz und Einbeziehung der Verbraucher ein Problem: Nur 39 % der europäischen Bürger sind der Meinung, dass sie ausreichend offen sind und 37 % glauben, dass sie genug tun, um die Meinung der Bevölkerung zur Kenntnis zu nehmen.

Einzelhändler genießen jedoch ein größeres Vertrauen in der Öffentlichkeit: Mehr als die Hälfte (54 %) der Verbraucher geben an, dass sie den Einzelhändlern in Bezug auf ihre Kompetenz, Offenheit und Sorgfalt vertrauen.

Das Vertrauen in die Landwirte ist mit 67 % der Verbraucher das höchste von allen Gruppen in der Lebensmittelindustrie. In Deutschland liegt das Vertrauen in die Landwirte hingegen bei 61 %.

Volle Regale im Supermarkt in Buenos Aires
© Robert Kneschke – stock.adobe.com

Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelauswahl

Die europäische Öffentlichkeit ist besorgt über die Umweltauswirkungen des Lebensmittelsystems und nur ein Drittel (37 %) glaubt, dass ihre Lebensmittel nachhaltig sind.

Der Bericht zeigt auch, dass 76 % der Europäer (und 73 % der Deutschen) angeben, dass sie motiviert sind, ein nachhaltiges Leben zu führen, aber nur die Hälfte (51 %) berücksichtigt die Nachhaltigkeit bei ihrer Lebensmittelauswahl. Dies deutet darauf hin, dass es eine Lücke gibt zwischen dem Wunsch der Verbraucher, Entscheidungen zu treffen, die den Planeten schützen, und der tatsächlichen Änderung ihres Lebensstils – bekannt als „Einstellungs-Verhaltens-Lücke“.

In Deutschland geben jedoch 6 von 10 Verbrauchern (61 %) an, dass sie bereits nachhaltig essen, was darauf hindeutet, dass die deutschen Verbraucher mit größerer Wahrscheinlichkeit bereits Maßnahmen ergreifen – oder glauben, dass sie dies tun – um sich auf eine Weise zu ernähren, die besser für den Planeten ist.

Wenn es um neue Innovationen bei Lebensmittelprodukten geht, sind 37 % der Europäer offen für die Annahme neuer Lebensmittel, aber die Mehrheit der Europäer zögert – ein Zeichen dafür, dass das Lebensmittelsystem mehr tun muss, um das Vertrauen in Lebensmittelinnovationen zu fördern.

lebensmittel studie
© rh2010 – stock.adobe.com

Saskia Nuijten, Leiterin der Abteilung Kommunikation und öffentliches Engagement beim EIT Food, sagt dazu: „Die Menschen stehen im Mittelpunkt unserer Mission, das europäische Lebensmittelsystem gesünder und nachhaltiger zu machen. Der Aufbau von Vertrauen zwischen den Verbrauchern und dem Lebensmittelsektor ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir die Lebensmittel für alle verbessern wollen.

Neben neuen Innovationen, die dazu beitragen, unser Lebensmittelsystem zu transformieren, brauchen und wollen die Bürger Zugang zu besseren und klareren Informationen. Der Wunsch nach Einfachheit und Klarheit nimmt zu, während die Pandemie dazu geführt hat, dass die Werte der Gemeinschaft eine hohe Priorität haben. Verbraucher schätzen insbesondere Transparenz in jeder Phase der Lebensmittelkette, und der Lebensmittelsektor muss sich weiterentwickeln, um dieser Herausforderung gerecht zu werden.“

Dr. Anna Macready, außerordentliche Professorin an der Universiät von Reading, kommentiert: „Das Lebensmittelsystem muss transformiert werden, wenn wir sicherstellen wollen, dass es gesunde, nachhaltige Lebensmittel für alle liefern soll. Das können wir nur erreichen, wenn wir die Verbraucher in diesen Prozess einbeziehen, damit sie das Vertrauen entwickeln können, dass die Lebensmittel, die sie essen, gut für sie und für den Planeten sind. Während wir die neuen Innovationen und Technologien entwickeln, die erforderlich sind, um das Lebensmittelsystem zukunftssicher zu machen, müssen wir mehr tun, um direkt mit den Verbrauchern in Kontakt zu treten und sie dabei zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, die zu einem gesünderen und nachhaltigeren Lebensstil führen.“

Maxine Roper, Mitgründerin von Connecting Food, einem Start-up-Unternehmen des EIT Food RisingFoodStar, das Blockchain-Technologie einsetzt, um Lebensmittel transparenter zu machen, sagt abschließend: „Im Kern geht es bei der Transparenz darum, den Kontakt zu den Verbrauchern auf eine Weise wieder herzustellen, die ihnen hilft, zu vertrauen und zu verstehen, wie ihre Lebensmittel produziert werden. In der Vergangenheit hat die Art und Weise, wie Lebensmittelmarken vermarktet wurden, manchmal zu übertriebenen oder unglaubwürdigen Behauptungen über das Produkt geführt, was verständlicherweise viele Verbraucher dazu veranlasst hat, den Informationen, die sie erhalten, skeptisch gegenüberzustehen. Stattdessen brauchen wir klare und zugängliche Daten über die Rückverfolgbarkeit unserer Lieferketten, um den Verbrauchern zu helfen, mehr Vertrauen in die Lebensmittelkette aufzubauen.“

Für weitere Informationen besuchen Sie www.eitfood.eu.

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