Kultiviertes Fleisch

Der CEO der Bell Food Group rechnet damit, dass Burger aus kultiviertem Fleisch in 3 Jahren in Schweizer Restaurants erhältlich sein werden

Lorenz Wyss, der scheidende CEO des Schweizer Fleisch- und Convenience-Food-Riesen Bell Food Group, rechnet damit, dass in drei Jahren in der Schweiz Burger aus dem Bioreaktor erhältlich sein werden.

In einem in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) veröffentlichten Interview sagt Lorenz Wyss voraus, dass zellkultivierte Produkte zunächst in Restaurants und nicht in Supermärkten erhältlich sein werden. Die angebotenen Burger könnten ihm zufolge zunächst auch nur mit kultiviertem Fett erhältlich sein. „Es ist möglich, dass man zu Beginn nur einzelne Zutaten für die Zugabe kultiviert, etwa Fett“, so Wyss.

Investitionen in kultiviertes Fleisch

Die Bell Food Group, ein führender Fleischverarbeiter, der unter anderem Rotes Fleisch, Geflügel, Meeresfrüchte und Convenience-Produkte vertreibt, investierte 2018 circa 2 Millionen Euro in das niederländische Zuchtfleischunternehmen Mosa Meat. Die Schweizer Gruppe baute ihre Beteiligung an Mosa Meat danach weiter aus und investierte 2023 weitere 5 Millionen Euro, um Zuchtfleisch in Europa auf den Markt zu bringen.

mosa meat burger
© Mosa Meat

Wyss, der Ende Juni nach 13 Jahren in seiner Funktion zurücktreten wird, ist der Meinung, dass kultiviertes Fleisch, sobald die Technologie reif genug ist, die traditionelle Fleischproduktion ergänzen wird. „Und wir müssen ein Teil davon sein“, sagt er.

Im Hinblick auf das italienische Verbot von kultiviertem Fleisch und anderen zellbasierten Lebensmitteln machte der CEO seine Position deutlich, indem er erklärte, dass die Aufgabe der Regierung darin bestehe, aufzuklären und zu informieren. Mit einer klaren Kennzeichnung könnten die Menschen dann selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist.

Expansion über Fleisch hinaus

Die Bell Food Group beschäftigt 13.000 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von über 3,5 Milliarden Euro. Berichten zufolge stammt die Hälfte des Umsatzes von der Coop-Gruppe. Unter Wyss erwarb Bell weitere Unternehmen, um über das Fleisch hinaus zu expandieren: Hilcona, das Fertiggerichte und Sandwiches anbietet, Eisberg, das Convenience-Produkte und Salate anbietet, sowie Hügli, das Suppen und Gewürze herstellt.

bell food group
© THE GREEN MOUNTAIN

Bell besitzt auch die pflanzliche Fleischmarke Green Mountain, die eine breite Palette von Alternativen anbietet, von Burgern und Steaks bis hin zu Deli-Slices und gewürzten Chunks. Laut Wyss ist es jedoch nach wie vor schwierig, pflanzliches Fleisch auf dem Massenmarkt zu etablieren, was auf den Geschmack, die Sorge um eine saubere Kennzeichnung und den hohen Preis zurückzuführen ist. „Aber die Branche arbeitet hart daran, auch Bell“, so Wyss im Interview.

Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch

In der Schweiz ernähren sich viele Menschen vegetarisch oder vegan. Swissveg berichtete 2022, dass 5 % der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren kein Fleisch essen und der Trend hält an. Laut dem Verband wird diese Entwicklung durch das Bewusstsein für die Vorteile einer Reduzierung des Fleischkonsums gefördert.

Der CEO der Bell Food Group stimmt zu, dass der Fleischkonsum pro Kopf abnimmt und voraussichtlich weiter sinken wird. „Die Veränderung ist spürbar, aber nicht so stark, wie manche Leute denken oder vielleicht wünschen“, sagt er. Die Gesamtmenge des verkauften Fleisches nimmt weiter zu, weil die Bevölkerung wächst. Da die Bevölkerung schnell wächst, wird auch der Fleischkonsum insgesamt steigen, argumentiert Wyss.

„Ich persönlich esse sehr gerne Fleisch und das wird sich auch nicht ändern. Ich schmeiße jeden zweiten Tag den Gasgrill an, egal wie das Wetter ist. Und wenn nicht, bevorzuge ich Auberginen, Brokkoli oder Blumenkohl, die sich gut vorbereiten lassen. Auch Spaghetti mit Pesto sind eine echte Alternative“, so Wyss gegenüber der NZZ.

Weitere Informationen: bellfoodgroup.com/en

Teilen

Newsletter

Entscheidendes für Entscheider: Erhalten Sie regelmäßig die wichtigsten News aus der veganen Wirtschaft per E-Mail!

Kostenlos Abonnieren!

Börsennotierte Unternehmen

Hier finden Sie eine Liste von über 80 börsennotierten Unternehmen, über die wir in der Vergangenheit berichtet haben. Mit direkten Links, um alle Artikel zu den einzelnen Unternehmen zu lesen.