Politik

Italien bringt Gesetz zum Verbot von kultiviertem Fleisch auf den Weg

Die italienische Abgeordnetenkammer hat jüngst ein Gesetz verabschiedet, das die Herstellung und Vermarktung von kultiviertem Fleisch und dessen Verwendung verbietet. Das GFI Europe warnt davor, dass dieser Schritt zu einem Rückgang der Investitionen in Italien führt, italienische Forscher ins Ausland abwandern lässt und den Kampf gegen den Klimawandel zurückwirft, während andere europäische Länder – vor allem die Niederlande und Großbritannien, aber auch Deutschland – in diesen Sektor investieren.

Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager beim Good Food Institute Europe, kommentiert: „Dieses Gesetz nimmt den Verbrauchern nicht nur die Wahlfreiheit, sondern isoliert Italien auch von weiteren Investitionen und von zukunftsfesten Arbeitsplätzen in diesem wachsenden Bereich. Die Debatte über kultiviertes Fleisch in Italien wurde durch Fehlinformationen angeheizt, da bei den Anhörungen im Senat absichtlich Unternehmen und Befürworter von kultiviertem Fleisch ausgeschlossen wurden, während erklärten Gegnern von kultiviertem Fleisch viel Raum für unzutreffende Behauptungen gelassen wurden.“

Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Italien scheinen das Thema anders zu sehen als die italienische Regierung: Eine Umfrage unter Menschen in Italien hat ergeben, dass 55% Interesse am Kauf von kultiviertem Fleisch haben, während 75% der Meinung sind, dass der Verbrauch von Fleisch aus der Tierhaltung reduziert werden muss.

kultiviertes fleisch
© New Africa – stock.adobe.com

Neben dem Verbot von kultiviertem Fleisch greift die Maßnahme auch in die Kennzeichnung von Produkten auf pflanzlicher Basis ein und verbietet die Verwendung von alltagsnahen Begriffen wie vegane Salami oder pflanzenbasiertes Steak für pflanzliche Optionen. Dies trifft unmittelbar die Unternehmen des Plantbased-Sektors und beeinträchtigt zudem massiv die Orientierung von Verbrauchern. Italien ist gegenwärtig der drittgrößte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa, mit einem Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro im Jahr 2022.

Die italienische Regierung hat angekündigt, das Gesetz mit beiden Maßnahmen nun der vorgeschriebenen EU-Prüfung zu unterziehen, bei der Mitgliedstaaten ihre Bedenken hinsichtlich einer möglichen Verletzung des EU-Binnenmarktes äußern können.

Erst Mitte Oktober hatte Italien seine kontroversen Gesetzesentwürfe aus der Prüfung durch die Europäische Union zurückgezogen. Der lokalen Presse zufolge wurde die Entscheidung, die Notifizierung aufzuheben, inmitten der laufenden parlamentarischen Debatten über die möglichen Änderungen der Texte getroffen. 

Ivo Rzegotta sagt: „Das in Italien auf den Weg gebrachte Verbot von kultiviertem Fleisch und die Beschränkungen bei den Produktbezeichnungen für pflanzliche Optionen widersprechen klar den Regeln des EU-Binnenmarktes und betreffen auch deutsche Unternehmen, die in Italien pflanzenbasierte Produkte verkaufen. Daher sollte die deutsche Bundesregierung nun von der Möglichkeit Gebrauch machen, entsprechende Einwände bei der EU-Kommission vorzutragen.“  

Teilen

Newsletter

Entscheidendes für Entscheider: Erhalten Sie regelmäßig die wichtigsten News aus der veganen Wirtschaft per E-Mail!

Kostenlos Abonnieren!

Börsennotierte Unternehmen

Hier finden Sie eine Liste von über 80 börsennotierten Unternehmen, über die wir in der Vergangenheit berichtet haben. Mit direkten Links, um alle Artikel zu den einzelnen Unternehmen zu lesen.