Politik & Gesellschaft

Breite Allianz aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft wehrt sich gegen drohendes EU-Kennzeichnungsverbot für pflanzliche Alternativen

Eine breite Allianz von führenden Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft, des Handels sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen warnen vor den Folgen eines drohenden EU-weiten Verbots bewährter Bezeichnungen wie „Burger“ , „Wurst“ oder „Schnitzel“ für pflanzliche Produkte, über den das Europäische Parlament am 7. Oktober abstimmt.

Die Allianz wurde gemeinsam vom Bundesverband für Alternative Proteinquellen e. V. (BALPro), The Good Food Institute und ProVeg initiiert und vereint zahlreiche Akteure, die sich für eine zukunftsfähige und verbraucherfreundliche Lebensmittelkennzeichnung einsetzen.

Logos der unterzeichner eines gemeinsamen briefs an die mitglieder des europäischen parlaments
Allianz von Unternehmen, Handelsorganisationen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, die sich gegen den geplanten Änderungsantrag aussprechen.

ALDI, LIDL, Burger King, Beyond Meat und Co schließen sich der Allianz an

Ein gemeinsamer Brief an die Mitglieder des Europäischen Parlaments wurde unter anderem von ALDI, LIDL, Burger King, Beyond Meat und Rügenwalder Mühle unterzeichnet.

Die Allianz macht deutlich:

  • Der Vorstoß entbehrt jeder Evidenz. Es gibt keine belastbaren Studien, die darauf hindeuten, dass Verbraucher nicht zwischen pflanzlichen und tierischen Produkten unterscheiden können – eine Verwechslungsgefahr existiert schlichtweg nicht. Hinzu kommt, dass dieser einzelne Änderungsantrag in einem Bericht versteckt ist, der eigentlich der Stärkung der europäischen Landwirtschaft dienen soll. Dadurch droht eine sachfremde Maßnahme im Schatten einer sinnvollen Reform durchgewunken zu werden – mit weitreichenden negativen Folgen für Verbraucher und Unternehmen.
  • Ein Verbot würde einen innovativen deutschen Wirtschaftssektor massiv behindern. Hersteller wären gezwungen, neue Verpackungen und Werbematerialien zu entwickeln, ihre Produkte würden im Handel schwerer auffindbar und damit im Wettbewerb benachteiligt. Dies beträfe besonders kleine und mittelständische Unternehmen sowie die Gastronomie und den Lebensmitteleinzelhandel.
  • Der Landwirtschaft wäre mit einem solchen Verbot nicht geholfen. Vielmehr würden Landwirte, die von der wachsenden Nachfrage nach heimischen Eiweißpflanzen profitieren können, geschwächt.

Deutschland als Leitmarkt für pflanzliche Alternativprodukte besonders betroffen

Deutschland wäre von den negativen Folgen besonders betroffen. Mit einem Marktvolumen im zweistelligen Milliardenbereich und bis zu 250.000 potenziellen Arbeitsplätzen gilt Deutschland als Leitmarkt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa.

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Fabio Ziemssen, der Vorsitzende des Vereins BALPro, auf dem Lebensmittelforum Bremerhaven © Kerstin Rolfes

BALPro: „Kennzeichnungsverbot wäre ein Rückschritt für Verbraucherrechte, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit“

„Ein solches Kennzeichnungsverbot wäre ein Rückschritt für Verbraucherrechte, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland hat sich zum stärksten europäischen Markt für pflanzliche Alternativen entwickelt – genau diesen Zukunftssektor dürfen wir jetzt nicht durch unnötige Hürden ausbremsen. Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen und klare Orientierung für Verbraucher, nicht künstlich geschaffene Barrieren.“, betont Fabio Ziemßen, Vorstandsvorsitzender von BALPro.

GFI: „Aus dem Europäischen Parlament droht ein wettbewerbsverzerrender Eingriff in einen nachhaltigen Zukunftsmarkt, für den es keine sachlichen Gründe gibt“

Ivo Rzegotta, zuständig für den DACH-Raum beim Good Food Institute Europe: „Aus dem Europäischen Parlament droht ein wettbewerbsverzerrender Eingriff in einen nachhaltigen Zukunftsmarkt, für den es keine sachlichen Gründe gibt. Die geplanten Verbote würden die Orientierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern erschweren und darüber hinaus heimischen Unternehmen schaden. Die EU-Abgeordneten sollten das Warnzeichen der Unternehmen aus Handel, Lebensmittelwirtschaft und Gastronomie ernst nehmen und diesen Markteingriff zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher und der deutschen Wirtschaft entschieden ablehnen.“

ProVeg: „Die bewährten Bezeichnungen haben den Praxistest hierzulande klar bestanden“

„Wann ist eine Wurst eine Wurst?, fragt die EU wieder einmal und droht Sicherheit und Stabilität für Investitionen in alternative Proteine zunichtezumachen. Dass 21 Marktexperten für Handel, Industrie und Gastronomie nun mit gemeinsamer Stimme Alarm schlagen, zeigt: Die bewährten Bezeichnungen haben den Praxistest hierzulande klar bestanden“, meint Dr. Nina Wolff, Politik-Expertin bei ProVeg. „Die Branche verspricht eine sechsstellige Zahl an neuen Arbeitsplätzen. Wer ein wirtschaftlich starkes Deutschland in einer starken EU zum Ziel hat, muss deshalb die Einschränkung dieser Praxis im Plenum ablehnen.“

Österreichische Handelsverbände und Unternehmen warnen ebenfalls vor negativen Folgen eines Kennzeichnungsverbots

Auch der österreichische Handelsverband sowie der Verein für Proteinvielfalt in Österreich – unterstützt von namhaften heimischen Unternehmen wie BILLA, Lidl Österreich, HOFER, SPAR, Berger Schinken, VeggieMeat, Mona, Kern Tec, Revo Foods und BioCraft – warnt in einem Appell an die österreichische Politik vor den negativen Folgen solcher Verbote. Sie würden Konsumenten schlechter statt besser informieren, die Innovationskraft heimischer Unternehmen gefährden und zentrale EU-Ziele in den Bereichen Klima, Gesundheit und Ernährungssicherheit untergraben.

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