Kristin Höhlig ist Projektmanagerin beim Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. Seit März 2025 koordiniert sie das Projekt „Regionale Zukunftshöfe – Wissenslücken schließen für die Proteinwende (ProRegio)“. Zuvor betreute sie für den Förderkreis das Projekt „Landwirtschaft der Zukunft erleben“, das praxisnahe Exkursionen und Schulungen für Beraterinnen und Berater umfasste.
Die studierte Regionalentwicklerin und Naturschützerin mit Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bringt Erfahrung aus der Ernährungsbildung sowie dem Vertrieb ökologischer Produkte mit und engagiert sich seit Jahren für den veganen Ökolandbau.
Im Interview spricht sie mit uns über die Ziele und Maßnahmen des ProRegio-Projekts, die Rolle der biozyklisch-veganen Landwirtschaft in der Proteinwende und die Chancen für Landwirte, die auf eine nachhaltige, tierfreie Anbauweise umstellen möchten.
Frau Höhlig, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Rolle als Projektmanagerin des ProRegio-Projekts! Könnten Sie uns zunächst einen Überblick über das Projekt geben?
Vielen Dank! Das ProRegio-Projekt ist eine dreijährige Initiative des Förderkreises Biozyklisch-Veganer Anbau e. V., die am 1. März 2025 startete. Unser Ziel ist es, die Proteinwende in Deutschland voranzutreiben und gleichzeitig den biozyklisch-veganen Anbau als nachhaltige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft zu etablieren. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Kultivierung von proteinreichen Pflanzen jenseits der bekannten Hülsenfrüchte.
Welche Pflanzenarten stehen dabei im Mittelpunkt?
Besonders wollen wir uns alternativen Proteinquellen wie Quinoa, Amaranth, Buchweizen, Sonnenblumenkernen, Hanf, Nüssen, Pilzen und Algen widmen. Diese Kulturen bieten ein enormes Potenzial für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und tragen zu einer größeren Vielfalt in der Landwirtschaft bei.

Welche Maßnahmen sind geplant, um die Landwirtinnen und Landwirte bei der Umstellung zu unterstützen?
Wir setzen auf ein umfangreiches Beratungs- und Schulungsprogramm. Dazu gehören praxisnahe Workshops, Feldversuche und individuelle Beratungsgespräche mit interessierten Betrieben. Unser Ziel ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern den Landwirten auch konkrete Lösungen und Unterstützung bei der Umstellung zu bieten.
Das Projekt wird von der deutschen Bundesregierung gefördert. Welche Bedeutung hat diese Unterstützung für Ihre Arbeit?
Die Anerkennung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist ein wichtiger Meilenstein. Sie zeigt, dass die biozyklisch-vegane Landwirtschaft als vielversprechender Ansatz für ein klimafreundliches und resilientes Ernährungssystem wahrgenommen wird. Die Förderung im Rahmen des Chancenprogramms Höfe ermöglicht es uns, gezielt Wissen und Strukturen aufzubauen, um eine nachhaltige Proteinproduktion in Deutschland zu etablieren.
Bereits im Vorfeld des Projekts hat der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. zusammen mit seinen Partnerorganisationen Faba Konzepte e. V. und TransFARMation Deutschland e. V. für das BMEL ein Konzeptpapier mit Empfehlungen zum Chancenprogramm Höfe entwickelt. Dieses Papier beschäftigt sich mit der Frage, wie tierhaltende Betriebe beim Umstieg auf eine nachhaltigere Landwirtschaft unterstützt werden können.

Welche Rolle spielen Forschung und Kooperationen in diesem Projekt?
Eine zentrale Rolle! Wir arbeiten eng mit Fachkreisen und Netzwerken aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen, um innovative Anbaumethoden zu entwickeln und die biozyklisch-vegane Landwirtschaft bekannter zu machen. Auch die Zusammenarbeit mit Biocyclic Vegan International ist dabei ein wichtiger Faktor, um internationale Erfahrungen in unsere Arbeit einfließen zu lassen.
Wie sehen Sie die Zukunft der biozyklisch-veganen Landwirtschaft in Deutschland?
Ich bin sehr optimistisch! Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile einer nachhaltigen, pflanzenbasierten Ernährung. Mit Projekten wie ProRegio schaffen wir die Grundlage dafür, dass Landwirtinnen und Landwirte attraktive Alternativen zur konventionellen Tierhaltung erhalten. Ich hoffe, dass wir in den kommenden Jahren einen echten Wandel hin zu einer klimaschonenden, biodiversitätsfördernden Landwirtschaft erleben werden.
Ein wesentlicher Aspekt ist dabei auch die Entwicklung von Absatzmärkten für alternative pflanzliche Proteine. Besonders im Hinblick auf den biozyklisch-veganen Anbau ist es wichtig, Hersteller innovativer pflanzenbasierter Lebensmittel zu finden – beispielsweise Unternehmen, die vegane Milchalternativen, Fleischersatzprodukte oder proteinreiche Snacks produzieren. Diese Hersteller sollten bereit sein, Zutaten aus biozyklisch-veganer Erzeugung zu verwenden und ihre Produkte mit dem Biozyklisch-Veganen Gütesiegel zu kennzeichnen. Dies ist eine besondere Zukunftsaufgabe des Förderkreises, zu der wir aktiv beitragen möchten, indem wir entsprechende Partner gewinnen und Netzwerke aufbauen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Höhlig! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit dem ProRegio-Projekt.
Vielen Dank! Ich freue mich auf die kommenden Herausforderungen und Chancen.
Weitere Informationen zum Projekt: biozyklisch-vegan.org/proregio