Mit freundlicher Genehmigung finden Sie nachfolgend einen Beitrag von Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck zur oft absurden Diskussion um hochverarbeitete Lebensmittel.
Hochverarbeitete Lebensmittel: Sie sind nicht alle gleich!
Hochverarbeitete Lebensmittel (ultraprocessed foods,
UPF) haben einen schlechten Ruf: Angeblich sollen sie allein deshalb „ungesund“ sein, weil sie hochverarbeitet sind – unabhängig vom Nährstoff- oder Kaloriengehalt. Ernährungswissenschaftlich ist das ziemlich absurd.Eine jetzt in The Lancet publizierte Studie bestätigt nicht nur den gesunden Menschenverstand, sondern auch frühere Studien: Hochverarbeitete Lebensmittel sind NICHT alle gleich: Es gibt UPFs mit sehr gutem und mit sehr schlechtem Nährwertprofil – genauso, wie es auch bei wenig verarbeiteten Lebensmittel der Fall ist (s.u.).
Das Besondere an der aktuellen Studie: Anders als sonst üblich wird innerhalb der UPF nach verschiedenen Lebensmittelgruppen differenziert. Das Ergebnis: Von allen UPF sind nur
Fleisch-Produkte und Softdrinks mit gesundheitlichen Nachteilen assoziiert – andere UPF nicht. Vor allem für hochverarbeitete Fleischalternativen gibt es KEINEN negativen Zusammenhang. Deshalb ist auch der Vorwurf, pflanzliche Fleischalternativen seien allein deshalb „ungesund“, weil sie hochverarbeitet sind, unzutreffend.Ähnliche Ergebnisse lieferten übrigens schon frühere Studien (die aber in der Berichterstattung um UPF meist ignoriert werden); zum Beispiel:
- Dutch Life-Lines-Kohorte: UPF-Konsum ist mit erhöhter Gesamtsterblichkeit assoziiert, aber die Einzelanalyse bestätigt diesen Zusammenhang nur für zuckerhaltige Softdrinks und verarbeitetes Fleisch. Hochverarbeitete Vollkornprodukte und Frühstückscerealien sind sogar mit verringerter Mortalität assoziiert.
- UK-Biobank-Kohorte: Die Assoziation von UPF-Konsum mit erhöhter Krebsprävalenz und -mortalität wird fast ausschließlich von der Lebensmittelgruppe „Softdrinks“ dominiert; andere hochverarbeite Lebensmittelgruppen (z.B. pflanzliche Fleischalternativen und Süßstoff-haltige Lebensmittel) spielen keine Rolle.
Die Einteilung „wenig verarbeitet = gut“ und „hochverarbeitet = schlecht“ ist deshalb irreführend bei der gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln.
Einige Beispiele für HOCHverarbeitete Lebensmittel (gem. NOVA-Klassifikation) mit GUTEN Nährwertprofilen:
- Vollkornbrot
- Vegane Fleischalternativen
- Vollkornmüsli mit Flakes
- nährstoffangereicherte Soja- und Haferdrinks
- Gemüseaufstrich
- geräucherter Tofu
Einige Beispiele für WENIG verarbeitete Lebensmittel (gem. NOVA-Klassifikation) mit SCHLECHTEN Nährwertprofilen:
- Honig
- Zucker
- Butter & Käse
- Fruchtsaft
- Serranoschinken
- gesalzene Nüsse
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