Kultiviertes Fleisch, Zellkultur- & Biotechnologie

GFI: Rekordinvestitionen in alternative Proteinquellen im Jahr 2021

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© The Good Food Institute (GFI)

Das Good Food Institute legte kürzlich neue Zahlen zu Investitionen in Alt-Protein-Unternehmen vor. Mit 121,5 Mio. Euro war demnach 2021 für deutsche Unternehmen ein Rekordjahr. Neben Investitionen in Hersteller von pflanzenbasierten Produkten rücken zunehmend auch Unternehmen, die Fleisch und Fisch kultivieren oder Fleisch- und Milchprodukte aus Fermentation gewinnen, in den Fokus von Investoren.

Eine neue Auswertung des Good Food Institute (GFI) zeigt für das Jahr 2021 einen starken Anstieg der Investitionen in Unternehmen, die Produkte aus alternativen Proteinquellen entwickeln. Deutsche Unternehmen, die pflanzenbasierte Lebensmittel herstellen, Fleisch oder Fisch aus Zellen kultivieren oder Mikroorganismen zur Produktion von Fleisch, Eiern und Milchprodukten verwenden, haben im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 121,5 Millionen Euro angezogen. Das ist ein Anstieg von 243 Prozent gegenüber dem Jahr 2020, in dem in Deutschland 35,3 Millionen Euro in alternative Proteine investiert wurden.

© GFI APAC

Investitionen in pflanzenbasierte Produkte

Mit 44 Prozent des Weltmarktes ist Europa der größte Markt für pflanzenbasiertes Fleisch. Innerhalb Europas stellt Deutschland den umsatzstärksten Markt dar: Nach Angaben des Smart Protein Projects hat sich der jährliche Umsatz im Bereich von pflanzenbasierten Lebensmitteln in Deutschland allein zwischen 2018 und 2020 fast verdoppelt – auf 817 Millionen Euro. Zudem gehören Deutschland und Europa zu den potenziell größten Märkten für kultiviertes Fleisch. 

Diese Lebensmittel ermöglichen es den Menschen, an liebgewonnenen Speisen wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten festzuhalten, ohne zu den Problemen aus der Tierhaltung beizutragen. Die Tierhaltung ist nach Einschätzungen für 20 Prozent aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und trägt maßgeblich zum Verlust von Biodiversität, zur Abholzung von tropischen Wäldern, zum Auftreten von Antibiotikaresistenzen und zur Entstehung von Pandemien bei. Untersuchungen zeigen, dass pflanzenbasiertes Fleisch bis zu 90 Prozent weniger Emissionen verursacht und bis zu 99 Prozent weniger Land verbraucht als die entsprechenden Produkte aus der Tierhaltung. 

Im Bereich von pflanzenbasierten Fleisch-, Eier-, Milch- und Fischprodukten haben die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 69,2 Millionen Euro angezogen. Dabei sticht der Börsengang des Berliner Unternehmens Veganz heraus, mit dem das Unternehmen fast 50 Millionen Euro für die weitere Geschäftsentwicklung einsammeln konnte. Der Börsengang von Veganz zeigt, dass der pflanzliche Sektor allmählich reift und Investitionen anzieht, die über die reine Finanzierung mit Venture-Kapital hinausgehen, welche eher für Start-ups geeignet ist.

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Investitionen in zellkultivierte Produkte

Die Investitionen in Unternehmen für Fleisch und Fisch aus Zellkultivierung und für Fleisch- und Milchprodukte aus Fermentation sind in Deutschland stark angestiegen. Unternehmen, die an der Kultivierung von Fleisch und Fisch arbeiten, konnten Investitionen in Höhe von 8,1 Millionen Euro einsammeln. Im Bereich Fermentierung hat das Berliner Unternehmen Formo – ein Hersteller von tierfreien Käseprodukten – die bislang größte Series A-Finanzierungsrunde im Bereich Lebensmitteltechnik in Europa verzeichnen können. Die in Deutschland getätigten Investitionen im Bereich Fermentierung stiegen gegenüber 2020 um 247 Prozent auf 44,0 Millionen Euro. 

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© GFI APAC

Diese Zahlen sind Teil der vom Good Food Institute veröffentlichten Daten für die weltweite Investitionstätigkeit im Bereich alternative Proteine. Diese zeigen, dass 2021 auch im globalen Maßstab ein Rekordjahr für Investitionen war. Unternehmen im Bereich alternative Proteine erhielten weltweit rund 4,8 Milliarden Euro an investiertem Kapital, wobei hierbei Transaktionen am Kapitalmarkt wie Börsengänge, Übernahmen und Fusionen nicht eingerechnet sind. Das sind 60 Prozent mehr als die 2,8 Milliarden Euro, die im Jahr 2020 eingeworben werden konnten und fünfmal so viel wie die 0,9 Milliarden Euro im Jahr 2019. Seit 2010 haben Alt-Protein-Unternehmen insgesamt 9,9 Milliarden Euro an Investitionen erhalten – davon entfielen 73 Prozent auf die letzten zwei Jahre, was die starke Dynamik in diesem Bereich zeigt. 

In Europa war die Investitionstätigkeit vor allem durch Ereignisse am Kapitalmarkt geprägt, wie etwa durch die Übernahme des niederländischen Unternehmens Vivera durch das brasilianische Fleischunternehmen JBS für 365 Millionen Euro sowie durch den Börsengang von Oatly, mit dem das schwedische Unternehmen für pflanzenbasierte Milchprodukte 1,3 Milliarden Euro erzielt hat. Insgesamt betrug die Investitionstätigkeit im europäischen Alt-Protein-Sektor im vergangenen Jahr 2,0 Milliarden. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland hinter Schweden und Großbritannien gemeinsam mit den Niederlanden an dritter Stelle.

Ivo Rzegotta, Public Affairs Manager für Deutschland bei GFI Europe, zu der Entwicklung der Investitionen: „Es ist eine gute Nachricht für den Innovationsstandort Deutschland, dass 2021 mehr in nachhaltige Proteine investiert wurde als jemals zuvor. Die Investoren erkennen zunehmend das Potenzial von kultiviertem Fleisch und von alternativen Proteinen aus der Fermentation. Doch obwohl das investierte Kapital in die deutschen Unternehmen stark steigt, ist das weiter nur ein winziger Bruchteil von dem, was in anderen Teilen der Welt in diese Zukunftstechnologien investiert wird.

Deutschland hat alle Voraussetzungen dafür, in das Spitzenfeld dieser dynamisch wachsenden Industrie aufzurücken. Doch um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, müssen sowohl die Politik als auch private Geldgeber noch mehr in alternative Proteinquellen am Standort Deutschland investieren. Mehr Investitionen würden die Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Produkte schneller im industriellen Maßstab herzustellen und die Preise zu senken, so dass sie für alle bezahlbar und verfügbar sind.”

Weitere Informationen auf www.gfi.org.

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