Politik & Gesellschaft

Politische Unterstützung für alternative Proteine: Reaktionen aus Industrie und Verbänden auf das Gutachten des WBAE

Nach der Übergabe des Gutachtens des WBAE an Bundesminister Alois Rainer am 22. Juli 2025, in dem die Bedeutung alternativer Proteine für eine nachhaltige Ernährung und den Klimaschutz betont wird, lobten bereits wichtige Brachenvertreter die Empfehlungen des Beirats (Teile der Statements von ProVeg, GFI und BALPro lesen Sie hier).

Inzwischen meldeten sich weitere Akteure aus der Industrie und Verbänden zu dem Gutachten zu Wort.

Rügenwalder Mühle: „Innovationskraft made in Germany braucht Rückenwind“

„Das [Gutachten] bestärkt uns bei der Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG enorm. Seit über zehn Jahren entwickeln wir pflanzliche Alternativen. Heute machen sie rund zwei Drittel unseres Umsatzes aus – und wir wissen: Veränderung gelingt nicht durch Appelle, sondern durch gute Produkte, die überzeugen. Deshalb arbeiten wir jeden Tag daran, genau diese Auswahl besser zu machen und noch weiter auszubauen. Aber klar ist auch: Damit sich dauerhaft etwas verändert – auf dem Markt, in den Köpfen, auf dem Teller – braucht es gute Rahmenbedingungen. Der deutsche Markt hat in den letzten Jahren gezeigt, was er kann. Dennoch: Innovationskraft made in Germany braucht Rückenwind durch verlässliche Förderprogramme, effiziente Zulassungsverfahren und einheitliche steuerliche Rahmenbedingungen“, so Claudia Hauschild, Head of Corporate Communications and Sustainability Management bei der Rügenwalder Mühle mit.

Pflanzliches frühstücksangebot - belegtes brötchen und buffet
© endori food GmbH & Co. KG / Rügenwalder Mühle

Vivera: „Eine ausgewogene, pflanzliche Ernährung sollte keine Frage des Geldbeutels sein“

„Seit 30 Jahren ist es unser Ziel, pflanzliche Ernährung für alle zugänglich zu machen – nicht nur für eine gesundheits- oder umweltbewusste Elite“, erklärt Karin Lowik, Marketing Director von Vivera. „Deshalb achten wir bei der Entwicklung unserer Produkte konsequent darauf, dass sie nicht nur lecker und ausgewogen, sondern auch bezahlbar sind.“

Vivera verweist darauf, dass viele der eigenen Produkte bereits heute im mittleren Preissegment angesiedelt und damit nicht teurer als die tierischen Pendants sind.

Neben der Preisfrage greift das Gutachten auch ein weiteres Thema auf, das in der öffentlichen Diskussion rund um Fleischalternativen häufig eine Rolle spielt: den Verarbeitungsgrad. Auch Vivera plädiert seit Langem für eine sachliche Einordnung und Aufklärung gängiger Mythen über hochverarbeitete Produkte.

„Der Verarbeitungsgrad allein sagt nichts über die gesundheitliche Qualität eines Lebensmittels aus“, so Lowik. „Was zählt, ist die Zusammensetzung und da bieten viele pflanzliche Produkte klare Vorteile.“

Uplegger vivera
© Uplegger Food Company

Tierschutzbund: „Der gesellschaftliche Rückhalt für pflanzliche Alternativen ist deutlich größer, als es die politische Debatte vermuten lässt“

„In einer Zeit, in der das Thema Ernährung häufig polarisiert, liefert das neue Gutachten nun die Erkenntnis: Der gesellschaftliche Rückhalt für pflanzliche Alternativen ist deutlich größer, als es die politische Debatte vermuten lässt. Was fehlt, ist bisher jedoch der politische Wille, diesen Wandel konsequent zu gestalten und zu lenken. Es braucht konkrete Maßnahmen, etwa die steuerliche Gleichstellung pflanzlicher Produkte, eine transparente Produktkennzeichnung, bessere Daten zum Ernährungsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unterstützung für Landwirtinnen und Landwirte, die aus der Tierhaltung aussteigen wollen.

Die Politik darf den Anschluss nicht verlieren – sie muss die gesellschaftliche Bewegung hin zu mehr pflanzlicher Ernährung unterstützen, statt sie auszubremsen. Wenn ein bayerischer Ministerpräsident dem Veganismus den Krieg erklärt, zeigt das, wie weit Teile der Politik von der Realität und den Herausforderungen unserer Zeit entfernt sind. Die Antwort darauf sind keine ideologischen Grabenkämpfe – sondern faktenbasierte, zukunftsorientierte Politik, wie sie der Wissenschaftliche Beirat jetzt skizziert hat“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

© deutscher tierschutzbund
© Deutscher Tierschutzbund

Agora Agrar: Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und Attraktivität von nachhaltigen und gesunden Optionen muss verbessert werden

„Besonders bemerkenswert ist, dass sowohl die Analyse, als auch die Politikempfehlungen zur Rolle der Alternativprodukte diese in das Gesamtbild des Agrar- und Ernährungssystems einbettet. Entsprechend betont das Gutachten auch die Notwendigkeit der Gestaltung fairer Ernährungsumgebungen – die die Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit, Attraktivität von nachhaltigen und gesunden Optionen allgemein verbessert und Alternativen zu tierischen Produkten dabei als einen wichtigen Baustein sieht“, kommentiert Stepahnie Wunder Leiterin Team Ernährung/ Sustainable Food bei Agora Agrar.

Agora Agrar kam zu eben dieser Schlussfolgerung in einem kürzlich erschienenen Bericht, der politische Ansätze zur Gestaltung fairer Ernährungsumgebungen in elf europäischen Ländern untersucht und Instrumente zur Förderung der Proteindiversifizierung in Anbau und Konsum beschreibt.

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