Politik

Neue Studie zeigt: Um die Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems zu verbessern, muss der Fokus weg von der individuellen Verantwortung verlagert werden

Ein neues Strategiepapier der Thinktanks Agora Agriculture und IDDRI hat aufgezeigt, wie eine Verlagerung von der individuellen Verantwortung hin zu einer nachfrageorientierten Lebensmittelpolitik dazu beitragen könnte, gesündere und nachhaltigere Lebensmittelsysteme in Europa zu schaffen.

Das Papier stellt fest, dass die derzeitige Lebensmittelpolitik weitgehend auf der individuellen Verantwortung der Verbraucher beruht und den Schwerpunkt auf Aufklärung und Information legt. Dies sei jedoch nur dann wirksam, wenn auch die Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und Attraktivität gesunder und nachhaltiger Optionen berücksichtigt würden; mit anderen Worten: Der Schwerpunkt sollte auf der Gestaltung des Lebensmittelumfelds liegen.

Anhand einer Literaturrecherche und Fallstudien aus elf europäischen Ländern beschreibt das Papier bereits erfolgreiche nachfrageorientierte Lebensmittelpolitiken. Beispiele:

  • Schweden gewährt seit Jahrzehnten einen gesetzlichen Anspruch auf kostenlose Schulmahlzeiten, ergänzt durch Gesundheits- und Nachhaltigkeitskriterien im öffentlichen Beschaffungswesen.
  • Dänemark fördert die Produktion und den Verzehr pflanzlicher Lebensmittel.
  • In den Niederlanden haben öffentlich-private Partnerschaften und Kampagnen, die sich mit sozialen Normen befassen, die Lebensmittelverschwendung deutlich reduziert.
  • Spanien hat positive Ergebnisse aus einer vorübergehenden Mehrwertsteuerbefreiung für Obst und Gemüse gemeldet.
  • Das Vereinigte Königreich bekämpft Fettleibigkeit bei Kindern mit einer Steuer auf Softdrinks sowie Beschränkungen für Fernseh- und Digitalwerbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt.
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© Robert Kneschke – stock.adobe.com

Die Rolle der EU-Politik

Dem Bericht zufolge sind Maßnahmen auf der Nachfrageseite auf EU-Ebene und in den EU-Mitgliedstaaten nach wie vor unterentwickelt. Außerdem mangelt es an der Koordinierung zwischen wichtigen Bereichen wie Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft und Sozialpolitik.

Die Autoren sagen, dass nationale Ernährungsstrategien ein vielversprechendes Instrument für die Entwicklung von nachfrageseitigen Maßnahmen sein könnten, die auf die jeweiligen nationalen Gegebenheiten zugeschnitten sind. Sie argumentieren auch, dass Maßnahmen auf EU-Ebene hilfreiche Regulierungsmaßnahmen bieten könnten, wie beispielsweise einen gemeinsamen Kennzeichnungsrahmen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt zu gewährleisten, sowie unterstützende Mechanismen, um Regierungen Anreize zur Entwicklung und Stärkung nachfrageseitiger Ernährungspolitiken zu geben.

„Die EU-Politik spielt eine wichtige Rolle dabei, Ländern zu helfen, ihre Lebensmittelpolitik zu verbessern“, sagte Stephanie Wunder, Mitautorin der Studie und Teamleiterin für nachhaltige Ernährung bei Agora Agriculture. “Eine spezielle EU-Plattform könnte beispielsweise den nationalen Regierungen den Austausch bewährter Verfahren für Maßnahmen zur Schaffung fairer Lebensmittelbedingungen und zur Beschleunigung von Maßnahmen ermöglichen – so wie es die EU-Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung bereits erfolgreich getan hat.“

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