Studien & Zahlen

LI Food präsentiert gemeinsame Studie mit der DECHEMA zur Präzisionsfermentation

Die LI Food (Landesinitiative Ernährungswirtschaft Niedersachsen) hat bei ihrer diesjährigen Jahresveranstaltung eine Studie zu den Potentialen der Präzisionsfermentation für die niedersächsische Ernährungswirtschaft vorgestellt.

Durchgeführt wurde die Studie von der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. Auf einer Veranstaltung, die am 11. Oktober im Alten Rathaus, Hannover, stattfand, versammelten sich Experten, Unternehmer und Interessierte aus der Agrar- und Ernährungsindustrie, um die Potentiale und Herausforderungen dieser innovativen Technologie zu beleuchten.

Die Veranstaltung begann mit einer Einführung in das Thema Präzisionsfermentation durch Christian Kircher, Geschäftsführer der LI Food. Kircher betonte die Bedeutung dieser Technologie für die Zukunft der Lebensmittelproduktion und die Rolle, die Niedersachsen dabei spielen kann.

„Als ‚Agrarland Nr. 1‘ sieht sich Niedersachsen in besonderem Maß mit den aktuellen Entwicklungen wie der weltweit steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln, den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und der Umsetzung der Klimaneutralitätsziele konfrontiert. Einen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen könnte die Präzisionsfermentation leisten, d. h. die gezielte biotechnologische Herstellung einzelner Lebensmittelzutaten/-bestandteile wie Proteine oder Lipide“, so Kircher.

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© wladimir1804 – stock.adobe.com

Präzisionsfermentation für die niedersächsische Ernährungswirtschaft

Im Anschluss stellt Dr. Kathrin Rübberdt, Bereichsleiterin Wissenschaft & Industrie bei DECHEMA e.V. die Studie und die Ergebnisse vor. Die Studie beschreibt den aktuellen Stand der Präzisionsfermentation anhand relevanter Produktgruppen, Produktionsorganismen und der technischen Prinzipien und zeigt die Chancen für die niedersächsische Ernährungswirtschaft auf. Im Fokus liegt dabei die Produktion von Proteinen und Lipiden.

„Es besteht ein großes Potential für Anwendungen in der Herstellung von Lebensmitteln. So können tierische Zutaten ersetzt werden, ohne dass es dabei zu Einbußen bei Funktionalität, Textur oder Mundgefühl kommt“, so Rübberdt. Niedersachsen ist hinsichtlich der Rohstoffe als starkes Agrarland mit einer großen Zucker- und Stärkeindustrie hervorragend aufgestellt, um neben den Grundlagen für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch industrielle Umsetzung sicherzustellen. Geeignete Anlagenkapazitäten in verschiedenen Größen stehen jedoch noch nicht zur Verfügung und es bedarf die Bereitstellung von privatem sowie öffentlichem Kapital.

Das Verfahren der Präzisionsfermentation zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, Effizienz und Flexibilität aus. Regulatorischen Rahmenbedingungen und die anfänglichen hohen Investitionskosten kristallisieren sich als größte Hindernisse heraus, die es zu lösen gilt.

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Niedersachsen © Martina Berg – stock.adobe.com

Akzeptanz und technologische Herausforderungen

Im Anschluss an die Vorstellung der Studie widmete sich Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland bei The Good Food Institute Europe, in seinem Vortrag der Kommunikation, den Begrifflichkeiten und der Akzeptanz der Präzisionsfermentation in Deutschland und Europa. Er beleuchtete, wie die Öffentlichkeit und die Industrie diese innovative Technologie wahrnehmen und welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind.

Dr. Jörg Neermann berichtete sowohl aus Perspektive des Startups Vegandairy, das ich zurzeit in Gründung befindet, als auch aus Sicht des Venture Capitalist Vorwerk Ventures. Neermann legt beide Sichtweisen übereinander und zeigt die bereits große Schnittmenge der unterschiedlichen Interessensgruppen auf. Aufgrund sinkender Investitions- und Produktionskosten werden Produkte im Bereich der Präzisionsfermentation für Investoren immer interessanter.

Gero Greive, Head of Project Development bei der Eridia GmbH, sprach über die Skalierung der Präzisionsfermentation – vom Labor zur Industrieproduktion. Er beleuchtete die Herausforderungen und Chancen, die sich bei der Weiterentwicklung der Produktion ergeben, und wie Eridia Unternehmen dabei hilft, diese zu meistern.

Christian Kircher äußerte sich begeistert über die Veranstaltung: „Die Jahresveranstaltung der LI Food hat gezeigt, dass die Präzisionsfermentation ein hochspannendes und vielversprechendes Feld ist, das unsere Aufmerksamkeit verdient, da eine mögliche Transformation der Ernährungswirtschaft in Niedersachsen bevorsteht. Diese disruptive Technologie kann die Zukunft der Lebensmittelproduktion nachhaltig verändern und für Niedersachsen eine bedeutende Rolle spielen.“

Die LI Food wird weitere Entwicklungen in diesem Bereich begleiten und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der öffentlichen Hand unterstützen, um die Potentiale der Präzisionsfermentation für die Ernährungswirtschaft in Niedersachsen auszuschöpfen.

Nach der Jahresveranstaltung fand der gemeinsame parlamentarische Abend der LI Food und foodactive e. V. statt, auf dem die Ergebnisse der Jahresveranstaltungen im Rahmen einer Podiumsdiskussion einem Publikum aus Unternehmen, Politik und Wissenschaft vorgestellt wurden.

Weitere Informationen: li-food.de

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