Handel & E-Commerce

Monopolkommission zeigt: Hohe Lebensmittelpreise kommen nicht bei Landwirten an

Das kürzlich veröffentlichte Sondergutachten der Monopolkommission „Wettbewerb in der Lebensmittellieferkette“ zeigt, dass sich die Gewinnmargen in der Lebensmittellieferkette zunehmend weg von den Erzeugern und hin zur verarbeitenden Industrie sowie zum Lebensmitteleinzelhandel verschoben haben. In Deutschland beherrschen vier Supermarktketten, Aldi, EDEKA, REWE und die Schwarz Gruppe mit Lidl und Kaufland, 88 Prozent des Marktes für Lebensmittel.

Die Monopolkommission kritisiert in ihrem Gutachten, dass die Handelsketten ihre Aktivitäten zunehmend auf vorgelagerte Produktionsstufen ausweiten, über Handelsmarken und eigene Produktionsstätten. Dadurch verschiebe sich die Verhandlungsmacht weiter zulasten landwirtschaftlichen Erzeuger. Eine Folge: Die Schere zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen öffne sich immer weiter und die Gewinnmargen für die großen Handelsketten steigen. Nach wie vor steigen in Deutschland die Lebensmittelpreise. Seit 2020 beträgt der Zuwachs bei Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken knapp 36 Prozent.

Heinrich-Böll-Stiftung fordert strengere Fusionskontrolle

Lena Luig, Referentin für Internationale Agrarpolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung, sagt dazu: „Dass die Lebensmittelpreise in den vergangenen drei Jahren stark gestiegen sind, ist für viele Menschen deutlich spürbar. Doch bedauerlicherweise kommen diese Preissteigerungen oft gar nicht bei den Landwirtinnen und Landwirten an, die Gewinne bleiben eher bei den Supermärkten oder der Lebensmittelindustrie hängen. Das zeigt das Gutachten der unabhängigen Monopolkommission deutlich. Damit einerseits die landwirtschaftlichen Betriebe ihre Kosten decken und sich gerade auch einkommensschwache Haushalte gutes Essen leisten können, muss die Politik also vor allem an die große Marktmacht bei Industrie und Einzelhandel ran. Dafür braucht es eine schärfere und konsequent angewendete Fusionskontrolle, im letzten Schritt auch eine Entflechtung zu großer Konzerne.“

Aldi lidl logo
© Andreas Prott – stock.adobe.com

foodwatch: „Der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel ist aus dem Lot“

Chris Methmann, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, kommentiert: „Der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel ist aus dem Lot. Millionen Menschen müssen bei Ernährung sparen, Höfe kämpfen ums Überleben – und Aldi, Rewe & Co. kassieren immer höhere Margen. Wenn Kosten steigen, ziehen die Handelsketten die Preise an. Sinken die Kosten, fallen die Preise oft nicht im gleichen Maß. Die Monopolkommission hat recht, wenn sie strengere Wettbewerbskontrollen fordert – auch, um etwa den rasanten Ausbau von Eigenmarken und eigenen Produktionsstätten zu stoppen. Sonst wächst die Marktmacht der Handelsketten weiter zulasten von Verbraucher:innen und Erzeuger:innen. Was aber sofort hilft: Null Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte, damit eine ausgewogene Ernährung bezahlbarer wird. Zudem braucht es endlich mehr Transparenz bei der Preisgestaltung der Handelsketten: Eine unabhängige Preisbeobachtungsstelle für die gesamte Wertschöpfungskette kann Machtmissbrauch aufdecken und fairere Bedingungen zwischen Handel, Landwirtschaft und Verbraucher:innen schaffen.“

Mit dem Thema Marktkonzentration beschäftigt sich auch der neue Konzernatlas 2026, der von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem BUND und dem Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre am 7. Januar 2026 veröffentlicht wird. Bei der öffentlichen Vorstellung und Podiumsdiskussion am 12. Januar 2026 ist auch der Vorsitzende der Monopolkommission, Tomaso Duso, anwesend.

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