Fleisch- und Fischalternativen

Im Interview mit der PHW Gruppe: „Wir wollen vegane Alternativprodukte schaffen, die genauso wie das tierische Original-Produkt schmecken und auch von der Konsistenz und dem Mundgefühl identisch sind“

PHW ist mit WIESENHOF und der veganen Marke GREEN LEGEND offizieller Nationaler Partner der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland.

In 2018 hat die PHW-Gruppe mit Hauptsitz in niedersächsischen Rechterfeld das Geschäftsfeld der Alternativen Proteinquellen geschaffen und möchte dieses zukünftig konsequent weiter ausbauen. Neben der Ende 2020 eingeführten veganen LEH-Marke Green Legend bietet PHW mit Paul’s PLANT BASED auch eine Marke für kreative pflanzliche Snacks für den Außer-Haus-Markt an. Und auch die bekannte PHW-Tochter Wiesenhof hat das Sortiment mittlerweile um zwei „Bruzzzler veggie“ Alternativen erweitert.

Marcus Keitzer, 47 Jahre, ist Vorstandsmitglied bei der PHW Gruppe und verantwortet die Bereiche Corporate Development und das Geschäftsfeld Alternative Proteinquellen. Im Interview spricht er mit uns über die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen bei PHW im Plant-Based Bereich.

Herr Keitzer, wie hat Ihre Erfahrung in der Geflügelindustrie die Entwicklung Ihrer veganen Produktlinie ‚Green Legend‘ beeinflusst und welche spezifischen Herausforderungen mussten Sie überwinden, um in den Markt für alternative Proteine einzutreten?

Unser Kerngeschäftsfeld und daher auch unsere DNA ist die Geflügelbranche. Allerdings beschäftigen wir uns bereits seit 2013 mit den Anforderungen und Chancen des Plant Based-Bereiches und somit war die Gründung unseres weiteren Geschäftsfeldes der Alternativen Proteinquellen im Jahr 2018 der aus unserer Sicht nächste logische Schritt, um die steigende Bedeutung innerhalb unserer Gruppe angemessen abzubilden.

Damit tragen wir nicht nur sich verändernden Verbraucherwünschen Rechnung, sondern manifestieren zugleich auch unsere Überzeugung, dass zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sowohl tierische, als auch pflanzliche Proteine zählen.

PHW Group Logo
© PHW Group

Unsere langjährige Erfahrung in der Geflügelbranche hat uns beim Aufbau des neuen Geschäftsfeldes enorm geholfen. Zum einen konnten wir von der bestehenden Produktentwicklungs-Expertise aus dem Bereich der Hähnchen-Convenience sowie Wurst-Produkte profitieren und zum anderen hat uns die bestehende PHW-Infrastruktur gewisse Vorteile verschafft. Beispielhaft sind hierbei die Bereiche Logistik, Produktions-Know-how, Qualitätsmanagement und das bestehende Vertriebsnetzwerk zu nennen.

Wir haben insbesondere zu Beginn strategische Partnerschaften und zielgerichtete Investitionen in Start-ups getätigt und unsere Expertise in Technologie- und Marktverständnis gefestigt und ausgebaut. Seit 2020 fokussieren wir uns primär auf unsere eigene Produktion. Damit einhergeht auch das Ziel einer vertikalen Integration, so wie es bei unserem Kerngeschäftsfeld Geflügel der Fall ist. Der Ausbau einer wettbewerbsfähigen und wertschöpfungskettenübergreifenden Infrastruktur steht daher im Fokus. Bedeutet konkret: Wir wollen unser erfolgreiches vertikales Integrationsmodell aus dem Geflügelbereich auf das Geschäftsfeld der Alternativen Proteinquellen übertragen. Ein wichtiger Meilenstein dieser Strategie ist im Sommer 2023 mit der Gründung der VTEC Ingredients GmbH erreicht worden.

Wer sind die Hauptzielgruppen für Ihre alternativen Proteinprodukte und wie planen Sie, diese mit Ihrer aktuellen Produktlinie und zukünftigen Entwicklungen anzusprechen?

Unsere Zielgruppe sind insbesondere Flexitarier. Wir erweitern stetig unser Sortiment an Produktneuheiten: So wird es zum Beispiel in diesem Jahr zur Grillsaison einen Bruzzzler veggie „Berner Style“ geben, also vegane Käsewürstchen mit veganem Speck umwickelt. Weil unser Bruzzzler veggie jedes Jahr zweistellig im Absatz zugelegt hat, halten wir das für eine sehr erfolgversprechende Sortimentsergänzung. Und für unsere neuen veganen Hähnchen-Filets von GREEN LEGEND sehen wir großes Potenzial in einer Kategorie, welche sich überdurchschnittlich entwickelt.

green legend steaks
© WIESENHOF Geflügel-Kontor GmbH

Welche wirtschaftlichen Überlegungen spielen eine Rolle bei der Preisgestaltung Ihrer pflanzlichen Produkte und wie positionieren Sie sich im Vergleich zu traditionellen Fleischprodukte?

Wie schon erwähnt, ist unsere Zielgruppe der Flexitarier, der sowohl tierische als auch pflanzliche Proteinprodukte konsumiert. Wir wollen mit unseren veganen Entwicklungen Alternativprodukte schaffen, die genauso wie das tierische Original-Produkt schmecken und auch von der Konsistenz und dem Mundgefühl identisch sind. Natürlich müssen die Produkte sich auch durch einen attraktiven Preis auszeichnen.

Wie gewährleisten Sie, dass der Geschmack und die Qualität Ihrer pflanzlichen Produkte den Erwartungen der Verbraucher entsprechen, insbesondere im Hinblick auf Konsistenz und Mundgefühl?

Einen wichtigen Schritt in Richtung Qualitätsverbesserung sind wir mit der Gründung unserer Tochterfirma VTEC Ingredients GmbH gegangen. Durch diese wird die bestehende PHW-Infrastruktur systematisch mit vorgelagerten Wertschöpfungskettenstufen vernetzt. Dabei fokussieren wir uns auf den Einkauf, die biotechnologische Bearbeitung und die Herstellung von Roh- und Hilfsstoffen für die Produktion pflanzenbasierter Wurst-, Fleisch- und Fischersatzprodukte.

Die VTEC Ingredients GmbH ist eng mit den bereits bestehenden Produktentwicklungsabteilungen bei uns in der Unternehmensgruppe verzahnt, sodass das bestehende Produktsortiment kontinuierlich verbessert und in Zukunft um weitere innovative Produkte erweitert werden kann. Im Ergebnis wollen wir damit ab sofort noch schneller und kompetenter auf Kundenanforderungen reagieren und diese umsetzen.

bruzzzler veggie
© WIESENHOF

Können Sie Einblicke in Ihre Gesamtstrategie für alternative Proteine und Pläne für die Entwicklung zellbasierter Proteinvarianten geben? Welche Rolle rechnen Sie zellbasierten Proteinen in der Zukunft der Lebensmittelproduktion zu?

Die pflanzlichen Produkte werden auch weiterhin die dominante Rolle im Markt der alternativen Proteine einnehmen. Entsprechend setzen auch wir unsere Schwerpunkte. Dennoch werden neue Technologien den Markteintritt schaffen und auch hierauf bereiten wir uns entsprechend vor – sei es durch Investitionen und Partnerschaften oder durch den Aufbau von eigenen Kompetenzzentren. Hierzu gehört sicherlich „Cultivated Meat“, aber auch andere Technologien wie die Präzisionsfermentation oder neue Entwicklungen innerhalb der Pflanzenbiotechnologie.

Herr Keitzer, wir bedanken uns für das Gespräch.

Weitere Informationen: phw-gruppe.de

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