Agrarwirtschaft

Neue Studie warnt: Der EU Green Deal könnte weltweit zu steigenden Treibhausgasemissionen führen

Der European Green Deal (EGD), der darauf abzielt, bis 2050 in der Europäischen Union (EU) Klimaneutralität zu erreichen, könnte unbeabsichtigt die globalen Treibhausgasemissionen verschärfen, wenn nicht wesentliche Änderungen der Ernährungsgewohnheiten, insbesondere eine Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung, vorgenommen werden. Eine kürzlich in Nature Sustainability veröffentlichte Studie hebt hervor, dass der Green Deal zwar voraussichtlich die Emissionen innerhalb der EU senken wird, jedoch zu einem mehr als zweifachen Anstieg der Emissionen außerhalb Europas führen könnte.

Die Studie unter der Leitung von Klaus Hubacek, Professor für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft an der Universität Groningen, kommt zu dem Ergebnis, dass die Ziele des EGD für die Land- und Forstwirtschaft weltweit zu einem erheblichen Anstieg der landnutzungsbedingten Emissionen führen könnten. Die Studie legt nahe, dass die in Nicht-EU-Länder ausgelagerten Kohlenstoffemissionen um 244,8 % im Vergleich zu der Menge an Kohlenstoff steigen könnten, die innerhalb der EU im Rahmen des aktuellen Green Deal-Rahmens entfernt wird.

co2 emissionen
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Auswirkungen von landwirtschaftlichen Praktiken und Landnutzungsänderungen

Wichtige Maßnahmen im Rahmen der EGD, darunter Aufforstungsmaßnahmen und die Ausweitung des ökologischen Landbaus, sollen die Biodiversität und die Kohlenstoffreduzierung fördern. Diese Initiativen verringern jedoch auch die Verfügbarkeit von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion innerhalb der EU. Da die Nachfrage nach Lebensmitteln konstant bleibt, wird sich die Produktion wahrscheinlich in andere Regionen verlagern, was zu einer verstärkten Entwaldung und zu höheren Emissionen in Nicht-EU-Ländern führen wird.

Die Studie schätzt, dass zur Erreichung der EGD-Ziele für die Kohlenstoffreduzierung die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen außerhalb der EU um 23,9 Millionen Hektar steigen könnte, was zu zusätzlichen Emissionen von 758,9 Megatonnen CO2-Äquivalent führen würde. Diese Landnutzungsänderung würde auch zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen und die durchschnittliche Artenvielfalt würde stark zurückgehen.

In einem Referenzartikel der Universität Groningen weist Hubacek darauf hin, dass der Green Deal zwar Bestimmungen gegen den Import von Produkten enthält, die mit Entwaldung in Zusammenhang stehen, diese Vorschriften jedoch die Umweltfolgen der verlagerten landwirtschaftlichen Produktion möglicherweise nicht vollständig verhindern können. „Nichts hindert andere Länder daran, auf bestehenden landwirtschaftlichen Flächen Produkte für Europa anzubauen und gleichzeitig Wälder für ihre lokalen Märkte zu roden“, erklärt er.

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Die Rolle der Ernährungsumstellung

Trotz des prognostizierten Anstiegs der globalen Emissionen identifizieren die Forscher eine Ernährungsumstellung als entscheidenden Faktor, der diese Auswirkungen abschwächen könnte. Durch eine Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung, insbesondere auf eine Ernährung, die dem „Planetary Health“-Ernährungskonzept der EAT-Lancet-Kommission entspricht, ist es möglich, die Umweltauswirkungen des Green Deal erheblich zu reduzieren. Die Studie legt nahe, dass eine pflanzenbasierte Ernährung den globalen Landnutzungsdruck verringern, zu einer erheblichen Reduzierung der Emissionen führen und zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen könnte.

Hubacek weist auf das Potenzial einer solchen Umstellung hin und erklärt: „Durch die Umstellung auf eine stärker pflanzenbasierte ‚planetarische Gesundheitsdiät‘ ist es möglich, eine enorme Menge an Kohlenstoffemissionen einzusparen.“ Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass eine Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums die Abhängigkeit der EU von importierten Agrarprodukten, insbesondere von Tierfutter, verringern würde, das ein wesentlicher Faktor für die Entwaldung in Regionen wie Brasilien und Südostasien ist.

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Zusätzliche Maßnahmen zur Kompensation von Spillover-Effekten

Neben einer Ernährungsumstellung schlägt die Studie weitere Strategien vor, um die unbeabsichtigten Folgen des Green Deal auszugleichen. Eine Empfehlung lautet, Biokraftstoffe aus Lebensmitteln auslaufen zu lassen, die wertvolle Anbauflächen belegen, die sonst für die Lebensmittelproduktion genutzt werden könnten. Diese Umstellung würde den Bedarf an Land außerhalb der EU verringern und die mit der Landumwandlung verbundenen Emissionen senken.

Die Forscher schlagen außerdem vor, dass die EU eine Rolle bei der Verbesserung der landwirtschaftlichen Effizienz in Entwicklungsländern spielen könnte, was dazu beitragen würde, die weltweite Nachfrage nach Land insgesamt zu verringern. Hubacek und sein Team argumentieren, dass eine Steigerung der Erträge in Regionen, die Lebensmittel in die EU exportieren, den Druck auf die Landnutzung und die damit verbundenen Emissionen verringern könnte.

Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass der Europäische Green Deal zwar vielversprechend für die Reduzierung von Emissionen innerhalb der EU ist, seine globalen Auswirkungen jedoch nachteilig sein könnten, wenn bestimmte politische Lücken nicht geschlossen werden. Hubacek betont, dass der derzeitige politische Rahmen zu sehr auf technologischem Optimismus beruht und dass echte Fortschritte einen umfassenderen Ansatz erfordern, einschließlich einer Änderung der Konsummuster. „Es gibt kein kostenloses Mittagessen“, sagt er und fügt hinzu, dass echte Nachhaltigkeit sowohl Anpassungen in der Produktion als auch im Konsum erfordert, insbesondere in Form einer Reduzierung ressourcenintensiver Ernährungsweisen.

Die vollständige Studie finden Sie unter: nature.com

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