Am Dienstag war der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir zu Besuch am DIL in Quakenbrück.
Der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft diskutierte bei seinem Besuch die Rolle der Lebensmittelwissenschaft im Transformationsprozess des Agrar- und Ernährungssektors. Im Zentrum der Gespräche standen aktuelle Herausforderungen und zukunftsweisende Lösungsansätze für die Ernährung von morgen. Ausbildung, Forschung und der Wissens- und Technologietransfer seien entscheidend.
Zu den Gästen am DIL zählten auch Landrätin Anna Kebschull sowie weitere Vertreter:innen aus der Politik, des DIL-Aufsichtsrates, von kooperierenden Universitäten, Hochschulen, Unternehmen, Netzwerken und Start-Ups.
Forschende präsentierten ihre Arbeit zu alternativen und regionalen Protein- und Fettquellen
Ergänzt wurden die Gespräche durch eine Posterausstellung und einen Rundgang durch das Forschungsinstitut. Dabei informierten Institutsleiter Dr. Volker Heinz sowie Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen aus Kooperationsprojekten den Bundesminister über die Standortentwicklung und aktuelle Forschungsinitiativen – darunter auch zahlreiche vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. So stehen z. B. neue Möglichkeiten zur Aufbereitung und Nutzung von alternativen, vor allem aber regionalen Protein- und Fettquellen im Fokus der Forschungsarbeiten, ebenso wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Qualitätssicherung.
Özdemir betont die Bedeutung der Forschung für die Neuausrichtung des Ernährungssystems
Nach der offiziellen Begrüßung durch Landrätin Kebschull sprach Bundesminister Özdemir über die Perspektiven und die Bedeutung der Lebensmittelwissenschaften: „Wir müssen unsere weltweiten Agrar- und Ernährungssysteme neu ausrichten, damit wir auch in 10, 20 und 50 Jahren sichere und gute Ernten einfahren und eine lebenswerte Umwelt sicherstellen können. Der Wissenschaft kommt bei dieser Weiterentwicklung der Agrar- und Ernährungssysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle zu. Deutschland hat eine starke disziplinäre Forschung – das hat der Wissenschaftsrat erst vor kurzem für das BMEL bestätigt. Allerdings gibt es auch Potenzial für Verbesserungen, zum Beispiel mehr interdisziplinäre Forschung und die Weiterentwicklung von Förderstrukturen. Diese Empfehlungen richten sich an die gesamte Forschungscommunity mit all ihren vielen, unverzichtbaren Facetten. Wir brauchen eine offene Diskussion darüber und gestalten diese gerne aktiv mit. Wir benötigen den Input aus einer starken Forschung in den Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, um eine gute Politik machen zu können.“
Forschungsprojekte zu Proteinextraktion und Vermeidung von Lebensmittelabfällen
Die Forschenden des DIL sowie kooperierender Institute und Unternehmen präsentierten ihre Arbeiten auf Postern. Verschiedenen Fragestellungen werde nachgegangen, etwa: Lassen sich aus Gräsern Eiweiße für die menschliche Ernährung extrahieren? Oder: Wie lassen sich kleinste Moleküle aus tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln gewinnen? Und welchen gesundheitlichen Mehrwert bieten diese Mikro- und Nanostrukturen?
Cem Özdemir informierte sich vor Ort zudem über diverse Projekte und Start-ups, darunter Frudist, das gefriergetrocknete Früchte mit geringem CO₂-Fußabdruck produziert. Weitere Schwerpunkte waren Forschungsprojekte zum Einsatz von KI zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und die Entwicklung eines Containers für die mobile Verwertung von Obst und Gemüse im Rahmen des EU-Projekts FOX, ebenfalls mit dem Ziel Abfälle zu reduzieren.
Besuch des Technologiezentrums „Proteine der Zukunft“
Beim abschließenden Besuch des Technologiezentrum „Proteine der Zukunft“ standen pflanzliche Eiweiße und Fette im Fokus. Die Veredelung auch wenig oder bisher ungenutzter Eiweißquellen wie z. B. der Hülsenfrüchte Luzerne oder Bitterlupine könne der heimischen Lebensmittelindustrie interessante Marktmöglichkeiten bieten, so Dr. Volker Lammers, Abteilungsleiter Verfahrenstechnik. Wie hochwertiges Eiweiß aus den Pflanzen gewonnen und weiterverarbeitet werden kann, untersuchen die Wissenschaftler:innen aktuell in mehreren vom BMEL geförderten Verbundvorhaben.