Studien & Zahlen

FAO-Bericht in der Kritik: Über 100 Organisationen und Wissenschaftler fordern Rücknahme

Über 100 Organisationen und Wissenschaftler fordern die FAO auf, ihren Bericht „Pathways Towards Lower Emissions“ zurückzuziehen, da dieser gravierende methodische Fehler enthalten soll, welche die Auswirkungen einer Reduktion des Fleisch- und Milchkonsums auf die Gesamtemissionen des Lebensmittelsystems verharmlosen.

In dem Bericht, der auf der COP28 im Dezember veröffentlicht wurde, wird behauptet, dass die Umstellung auf eine fleisch- und milcharme Ernährung nur ein begrenztes Potenzial zur Emissionssenkung hat. Stattdessen werden Methoden wie die Intensivierung der Viehzucht befürwortet, die sich weitgehend auf zwei von den Wissenschaftlern Dr. Paul Behrens und Dr. Matthew Hayek mitverfasste Papiere stützen.

Behrens und Hayek wandten sich jedoch im April schriftlich an die FAO, um ihre Bestürzung über den Bericht zum Ausdruck zu bringen, der ihre Forschungsergebnisse „ernsthaft verzerrt“. Sie sagen, dass der Bericht aufgrund von Fehlern der Autoren das Emissionsreduktionspotenzial einer Ernährung mit einem geringeren Anteil an tierischen Produkten „systematisch unterschätzt“. Daher fordern sie, dass der Bericht zurückgezogen und unter Verwendung geeigneterer Quellen und Methoden neu veröffentlicht wird.

Zu den Fehlern in dem Bericht zählen die Doppelzählung von Fleischemissionen bis 2050, die Vermischung von Basisjahren und die Einbeziehung von Emissionen aus pflanzlichen Lebensmitteln, die nichts mit der Substitution von Fleisch und Milchprodukten zu tun haben. Darüber hinaus stützt sich die FAO auf veraltete Ernährungsempfehlungen und ignoriert die potenzielle Kohlenstoffbindung durch Flächen, die durch die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte frei werden.

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© Feedback Global

„Systemische Verzerrungen“

Über 100 Organisationen und Experten haben Behrens und Hayek unterstützt, indem sie einen gemeinsamen Brief an den Generaldirektor der FAO, Dr. Qu Dongyu, unterzeichnet haben. Der Brief wird von Feedback Global koordiniert, zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Greenpeace, Changing Markets Foundation, Friends of the Earth US und Rainforest Action Network.

Der Brief fordert eine umfassende Untersuchung, wie diese schwerwiegenden Fehler und systemischen Verzerrungen zugelassen werden konnten. Letztes Jahr beschuldigten ehemalige FAO-Mitarbeiter die Organisation, sie ausgegrenzt und ihre Arbeit zensiert zu haben, nachdem sie die potenziellen Vorteile einer Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums hervorgehoben hatten. Es wird vermutet, dass dies aufgrund der Lobbyarbeit der Tierindustrie geschah und es gibt Bedenken, dass ähnliche Faktoren den Bericht beeinflusst haben könnten.

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© Michael Eichhammer – stock.adobe.com

„Schwere Fehler“

Die Organisationen haben die FAO aufgefordert, ihre Forschungsergebnisse auf den neuesten Stand zu bringen und sich dabei an wissenschaftliche Gutachten wie EAT-Lancet und den Sonderbericht des IPCC über Klimawandel und Landnutzung zu halten. Der IPCC-Bericht führt beispielsweise Belege dafür an, dass der Ersatz von 75 % der Fleisch- und Milchprodukte durch Getreide und Hülsenfrüchte und die Beschränkung von rotem Fleisch auf eine Portion pro Woche die globalen Emissionen um etwa 5 GtCO2-eq pro Jahr reduzieren könnte. Diese Reduktion ist mehr als neunmal so hoch wie die von der FAO geschätzte. Darüber hinaus wird in dem Schreiben empfohlen, den Fahrplan 2050 der FAO so lange zu verschieben, bis die Organisation „integrativere und transparentere“ Prozesse eingeführt hat.

Martin Bowman, Senior Policy and Campaigns Manager bei Feedback sagt dazu: „Die FAO hat in ihrem Pathways-Bericht schwerwiegende und peinliche Fehler gemacht, diese Fehler sind ein Schandfleck für den Ruf der FAO, wenn sie nicht korrigiert werden. All diese Fehler führen zu einer systematischen Unterschätzung des Emissionsreduktionspotenzials einer fleischarmen Ernährung.“

„Die Menschen werden sich zu Recht fragen, ob die FAO-Mitarbeiter einfach nur inkompetent waren oder ob dies auf eine systematische Voreingenommenheit gegen die Ernährungsumstellung hindeutet, vor allem angesichts der jüngsten Behauptungen ehemaliger FAO-Mitarbeiter, dass sie aufgrund ihrer Arbeit zur Ernährungsumstellung geächtet und zensiert wurden, nachdem sie die Lobbyarbeit von Viehzuchtunternehmen und fleischreichen Ländern kritisiert hatten. Die FAO muss ihre Integrität wiederherstellen, indem sie den fehlerhaften Pathways-Bericht unverzüglich zurückzieht und ihn nach Rücksprache mit akademischen Experten und der Zivilgesellschaft mit korrigierten Fehlern neu herausgibt“, so Bowman weiter.

Weitere Informationen: feedbackglobal.org

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