Ein internationales Forscherteam hat kürzlich das „Süße-Gen“ identifiziert, das für den niedrigen Alkaloidgehalt (nicht bitter) in Lupinen verantwortlich ist.
Diese Entdeckung könnte die Entwicklung neuer bitterfreier Nutzpflanzen und einer weiteren Proteinquelle für pflanzliche Lebensmittel beschleunigen.
Die Lupine, eine Hülsenfrucht aus der Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae), hat einen ähnlich hohen Proteingehalt wie Sojabohnen (44%). Sie ist reich an Ballaststoffen und enthält wenig Zucker. Darüber hinaus sind Lupinen klimatolerant und haben ein großes Potenzial zur Wiederherstellung armer Böden. Allerdings bildet diese Hülsenfrucht von Natur aus bittere und giftige Alkaloide, die für den menschlichen Gaumen unangenehm sind.
Jahrzehntelang haben die Landwirte in kleinem Maßstab eine einzige Süßlupinensorte angebaut, da die Pflanzen sich gegenseitig bestäuben und bittere Lupinen hervorbringen können. Mit diesem neu entdeckten Gen können die Landwirte nun kontinuierlich süße weiße Lupinen anbauen und wilde Sorten mit höherem Proteingehalt oder besserer Krankheitsresistenz züchten.

Die Kraft der Süßlupine
Die Umstellung auf eine proteinreiche Ernährung und das Bewusstsein für die Umweltauswirkungen des Anbaus und Imports von Sojabohnen veranlassen die europäischen Länder, die lokale Produktion von Eiweißpflanzen zu diversifizieren. Die britische Regierung hat vor kurzem in die Forschung und Entwicklung von Erbsen- und Amaranthkulturen investiert.
Viele Unternehmen, die neuartige Lebensmittel auf pflanzlicher Basis anbieten wollen, haben in der Lupine eine leistungsstarke Proteinquelle für die Entwicklung ihrer Produkte gefunden. Zu den jüngsten Innovationen gehören alternative Milch- und Fleischprodukte, Süßigkeiten, Getränke und Schokolade.
Das australische Unternehmen Wide Open Agriculture (WOA) stellt Hafermilch her, die mit Lupinenprotein angereichert ist. Es hat eine Technologie zur Herstellung von Lupinenkonzentratpulver mit neutralem Geschmack für Lebensmittel- und Getränkeanwendungen entwickelt.
Das deutsche Startup-Unternehmen Prolupin bietet alternative Milchprodukte aus Süßlupinenbohnen an. Außerdem bietet es ein Pulver mit einem Proteingehalt von über 90% für die Herstellung von veganem Käse, Wurstwaren und Naturkostprodukten an. Das ebenfalls aus Deutschland stammende Unternehmen PLANT B hat ein pflanzliches Flüssigei aus Süßlupinen entwickelt, das die gleiche Funktionalität wie Hühnereier bietet, aber 50% weniger Kalorien hat.

Das US-amerikanische Unternehmen für pflanzliche Ernährung Mikuna hat Chocho auf den Markt gebracht – ein aus Lupinen gewonnenes Proteinpulver, das nach Angaben des Unternehmens in regionalen Einzelhandelsgeschäften mehr als Erbsen- und Sojaprotein verkauft wird. Und im vergangenen Jahr hat Wicked Kitchen, eine globale Lebensmittelmarke, die zu 100% auf pflanzlichen Lebensmitteln basiert, in Tausenden von Kroger-Lebensmittelgeschäften Eiscreme auf Lupinenbasis auf den US-Markt gebracht.
„Ab den 1960er Jahren ermöglichte die Hinzufügung von agronomischen Merkmalen wie dem Verlust der Samenstreuung und der frühen Blüte die Ausweitung des Süßlupinenanbaus. Heute sind die beiden am häufigsten angebauten Arten die Weiße Lupine (Lupinus albus) und die Schmalblättrige Lupine (Lupinus angustifolius). Ihre jeweiligen Zentren der Vielfalt liegen im Mittelmeerraum und der Anbau von Süßlupinen erstreckt sich inzwischen auf eine Reihe europäischer und afrikanischer Länder sowie auf Australien und Chile. In Äthiopien hat der gravierende Mangel an Eiweiß für die Tierfütterung in jüngster Zeit zu Bemühungen geführt, weiße Süßlupinensorten zu entwickeln, die an das dortige Klima angepasst sind“, heißt es in dem wissenschaftlichen Papier zum „Süßlupinen-Gen“.
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