Das französische Startup Gourmey beantragt die Zulassung für den Marktzugang in fünf globalen Märkten: Singapur, USA, Großbritannien, Schweiz und in der Europäischen Union. Gourmey ist damit nach eigenen Angaben das erste Unternehmen, das in der Europäischen Union die Zulassung von kultiviertem Fleisch beantragt.
Das in Paris ansässige Unternehmen Gourmey gibt bekannt, dass es Anträge auf Zulassung seiner kultivierten Entenleberpastete (Foie Gras) bei der United States Food and Drug Administration (FDA), der Singapore Food Agency (SFA), der Food Standards Agency (FSA) im Vereinigten Königreich, dem Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sowie der Europäischen Kommission und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingereicht hat.
Gourmey beantragt als erstes Unternehmen den Verkauf von kultiviertem Fleisch in der EU
Bevor die kultivierte Gänsestopfleber auf den Markt kommt, muss sie von der Europäischen Kommission zugelassen werden. Die Zulassung erfolgt auf der Grundlage der Novel-Food-Verordnung, ein gründliches Zulassungsverfahren nach den weltweit höchsten Standards für Lebensmittelsicherheit. Es umfasst eine sorgfältige und evidenzbasierte Beurteilung der Lebensmittelsicherheit und des Nährwerts und wird voraussichtlich mindestens 18 Monate dauern. Im Zulassungsverfahren werden auch die potenziellen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen berücksichtigt. Dabei sind neben der Europäischen Kommission und den wissenschaftlichen Expertinnen und Experten auch die Mitgliedstaaten eng eingebunden. Im Falle einer Genehmigung könnte die kultivierte Stopfleber in allen 27 EU-Ländern verkauft werden.
GFI Europe begrüßt ersten offiziellen Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union
GFI Europe begrüßt diesen ersten Zulassungsantrag in der EU als eine Chance dafür, kulinarische Traditionen Europas mit dem Klima-, Umwelt- und Tierschutz in Einklang zu bringen.
Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager, bei GFI Europe, kommentiert: „Kultivierte Foie Gras eröffnet die Chance, kulinarische Traditionen Europas mit dem Klima-, Umwelt- und Tierschutz in Einklang zu bringen. Der erste Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der EU ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines nachhaltigen und resilienten Ernährungssystems. Kultiviertes Fleisch schafft neue Optionen für Verbraucher und kann den Innovations- und Wirtschaftsstandort Europa mit zukunftsfesten Arbeitsplätzen stärken. Zudem bietet kultiviertes Fleisch den Landwirten eine Möglichkeit, ihr Geschäft zu diversifizieren, zum Beispiel indem sie Inhaltsstoffe für die Nährlösung produzieren.”
Konventionelle Herstellung von Stopfleber ist in Deutschland verboten
In Deutschland ist die konventionelle Herstellung von Stopfleber verboten, da das Tierschutzgesetz die Zwangsfütterung von Tieren untersagt. Allerdings werden jedes Jahr viele Tonnen dieser konventionellen Leberpastete aus dem Ausland importiert und in Delikatessenläden und Restaurants angeboten. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Länder, darunter Österreich, Schweiz und Italien.
Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag von GFI Europe aus dem März 2024 sagen 65 % der Menschen in Deutschland, dass kultiviertes Fleisch für den Verkauf zugelassen werden sollte, wenn die zuständigen Behörden es für sicher und nahrhaft halten. Ivo Rzegotta sagt dazu: „Zwei Drittel der Menschen in Deutschland sagen, dass es den Verbrauchern überlassen sein sollte, ob sie kultivierte Lebensmittel essen wollen, wenn die Lebensmittelsicherheit gewährleistet ist. Mit dem jetzt eingereichten Antrag können sich die Experten nun an die Arbeit machen und nach den weltweit strengsten Standards prüfen, wie sicher und nahrhaft kultiviertes Fleisch ist.”
Vegane Gesellschaft Österreich: „Von einer kultivierten Stopfleber würden alle profitieren“
Die Vegane Gesellschaft Österreich gratuliert und hofft, dass der Antrag möglichst rasch bearbeitet und positiv erledigt wird: „Jeder Tag, den die kultivierte Stopfleber früher zugelassen wird, ist ein Feiertag für die Tiere, den Tierschutz und auch die österreichische Landwirtschaft. Die traditionelle Stopfleberproduktion ist in Österreich aus gutem Grund im Tierschutzgesetz verboten“, meint dazu Obmann Felix Hnat. „Die Fleischlobby hat den Teufel an die Wand gemalt: Angeblich würden Antibiotika und Kälberserum eingesetzt werden und böse US-Konzerne bedrohen die heimische Landwirtschaft. Nichts davon stimmt. Von einer kultivierten Stopfleber würden alle profitieren. Sowohl die Landwirtschaft, der Genuss und auch die Wertschöpfung in Europa.“
Vorteile für Tierwohl und Umwelt
Eine von Gourmey in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass die innovative Technologie des Unternehmens den ökologischen Fußabdruck im Vergleich zur konventionellen Produktion in derselben Produktkategorie erheblich verringert. Es werden Treibhausgasemissionen sowie Land- und Wasserverbrauch deutlich reduziert. Die Studie wurde unter der externen wissenschaftlichen Leitung von Professor Hanna Tuomisto von der Universität Helsinki und dem Natural Resources Institute Finland, einer führenden europäischen Wissenschaftlerin und Pionierin auf dem Gebiet der Ökobilanzierung von neuartigen Lebensmitteln, einschließlich kultivierter Lebensmittel, durchgeführt .
„Die Diversifizierung der Proteinproduktion ist entscheidend für die Erhaltung der Ernährungssicherheit und für den Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen wie Dekarbonisierung und biologische Vielfalt. Die Integration von der kultivierten Lebensmittelproduktion in bestehende landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten bietet eine ergänzende
Proteinquelle, die zu widerstandsfähigen Nahrungsmittelsystemen beiträgt“, sagt Nicolas Morin-Forest, CEO von Gourmey.
Sobald kultivierte Foie Gras von den zuständigen Behörden als sicher befunden und für den Verkauf zugelassen ist, haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU die Möglichkeit, Foie Gras ohne die damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen für das Tierwohl und die Umwelt zu genießen. Gourmey gibt an, dass sie ihr Produkt ohne tierische Inhaltsstoffe wie Kälberserum (FKS) und ohne Antibiotika herstellen.
Solider Rechtsrahmen für Novel Foods weltweit
Weltweit haben die Regulierungsbehörden einen soliden Rechtsrahmen geschaffen, um die Sicherheit von Novel Foods, wie z. B. kultivierter Lebensmittel zu bewerten. Erste Zulassungen für kultiviertes Fleisch gibt es bereits in Singapur und in den USA, und früher in diesem Jahr hat das israelische Startup Aleph Farms in Israel die Marktzulassung für sein kultiviertes Rindfleischprodukt erhalten. Im Sommer 2023 beantragte Aleph Farms auch in der Schweiz und in Großbritannien die Zulassung.
Gourmey verwendet keine genmanipulierten oder gentechnisch veränderten Zellen. Zur Unterstützung seines Antrags auf Zulassung als neuartiges Lebensmittel hat Gourmey ein Dossier erstellt, das den einschlägigen Vorschriften und den Leitlinien der EFSA entspricht.
„Wir sind zuversichtlich, dass unsere Produkte die hohen Anforderungen erfüllen werden“
„Wir freuen uns darauf, weiterhin eng mit den Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um die vollständige Einhaltung der Sicherheitsanforderungen während dieser Verfahren zu gewährleisten. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Produkte die hohen Anforderungen erfüllen werden, so dass jeder, der dies möchte, überall auf der Welt neue Gourmet-Erlebnisse genießen kann“, sagte Nicolas Morin-Forest.
Weitere Informationen: gourmey.com