Heute stellen wir zwei Mikroalgen-Innovationen vor, die eine alternative Proteinquelle mit bemerkenswerten Vorteilen in Bezug auf Ernährung und Nachhaltigkeit für eine wachsende Weltbevölkerung erschließen.
Mikroalgen, die zur Proteinproduktion genutzt werden, erweisen sich als ertragreicher im Vergleich zu Pflanzen wie Sojabohnen und Weizen und benötigen dabei weniger Wasser und Land. Experten sehen in ihnen eine vielversprechende Quelle für nahrhafte und leicht verdauliche Lebensmittel, besonders vor dem Hintergrund von Klimawandel und Ressourcenknappheit, die die Produktion tierischer Proteine beeinträchtigen könnten.
Die Verbraucherakzeptanz von Lebensmitteln auf Mikroalgenbasis muss jedoch noch ermittelt werden, da diese Produkte als weniger schmackhaft, aber gesünder als Produkte auf Tierbasis angesehen werden. Ein aktueller Bericht von Allied Market Research geht davon aus, dass der globale Markt für Algenproteine bis 2028 einen Wert von 709 Millionen US-Dollar haben wird.
Chlorella sorokiniana – IICT, Indien
Forscher am CSIR – Indian Institute of Chemical Technology (IICT) haben in den Zellen von Chlorella sorokiniana ein vielversprechendes alternatives Protein für Lebens- und Futtermittel entdeckt: Chlorella Growth Factor (CGF).
Das IICT-Forschungsteam fand heraus, dass CGF eine Fundgrube an nützlichen Komponenten ist, darunter Peptide, essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralien, die eine hervorragende Proteinqualität bieten. Selbst im Vergleich zu pflanzlichen Proteinquellen wie Soja hebt sich CGF ab.
Die Wissenschaftler isolierten und kultivierten Chlorella sorokiniana erfolgreich mit einer speziell entwickelten Nährstoffmischung und maximierten so die Biomasse und den Proteingehalt. Besonders hervorzuheben ist nach Angaben der Forscher, dass der Extraktionsprozess für CGF eine nicht-chemische Autolyse-Methode verwendet, wodurch die Integrität wertvoller Aminosäuren und anderer Nährstoffe erhalten bleibt.
Kennzahlen wie das Proteineffizienzverhältnis (PER), der Index der essenziellen Aminosäuren (EAAI) und der biologische Wert (BV) weisen auf die außergewöhnliche Qualität des in CGF enthaltenen Proteins hin.
Die Forschung des IICT-Teams unterstreicht nicht nur das Potenzial von CGF als wertvolles Nahrungsergänzungsmittel, sondern betont auch die Bedeutung der Entwicklung nachhaltiger Mikroalgen-Anbaumethoden. Die Studie wurde in der Zeitschrift Algal Research veröffentlicht.
Galdieria sulphuraria – AlgaeHUB, Niederlande
Das niederländische AlgaeHUB von Lgem erforscht das Potenzial der roten Mikroalge Galdieria sulphuraria und ihre Anwendungen in verschiedenen Industriezweigen, einschließlich als nachhaltige Proteinquelle für die Lebensmittelindustrie.
Diese rote Mikroalge ist aufgrund ihrer extremophilen Natur (ihrer Fähigkeit, in extremen Umgebungen zu leben) ideal für die Forschung im Bereich der Stresstoleranz und Anpassung. AlgaeHUB kultiviert diese Mikroalge in Photobioreaktoren, die ihre optimale Umgebung nachbilden und in der Lage sind, organische Abfälle als Kohlenstoffquelle zu nutzen, was eine nachhaltige Ressource darstellt.
Da die Mikroalge reich an Proteinen und natürlichen Pigmenten ist, kann sie eine nachhaltige Alternative zu tierischen Proteinen und Farbzusätzen in Lebensmitteln darstellen. Aufgrund des hohen Proteingehalts, den antioxidativen Eigenschaften und der entzündungshemmenden Wirkung ist die Mikroalge außerdem wertvoll für Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika. Darüber hinaus bietet sie Vorteile für die Umwelt, da sie aufgrund ihrer Toleranz gegenüber Schwermetallen und rauen Bedingungen für die Bioremediation und die Abwasseraufbereitung eingesetzt werden kann.
AlgaeHUB erklärt: „Die Kultivierung von Galdieria sulphuraria bietet einzigartige Vorteile. Sie gedeiht unter extremen Bedingungen und wächst optimal bei 40–50 °C und einem pH-Wert von 1,5. Diese Bedingungen können in unseren Photobioreaktoren nachgebildet werden. Darüber hinaus ermöglicht ihre natürliche Resistenz gegen Krankheitserreger die Kultivierung in weniger sterilen Umgebungen, was den Bedarf an strengen Kontrollen reduziert.“
Weitere Informationen: iict.res und lgem.com/design