BLUU Seafood forscht in neuem Verbundprojekt mit zwei deutschen Hochschulen an kultivierten Fischalternativen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert im Rahmen seines Programms zur Innovationsförderung ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben zu zellbasierten, also tierleidfreien, in-vitro erzeugten Fischlebensmitteln mit 1,32 Millionen Euro.
Bei dem Forschungsvorhaben handelt es sich um ein Verbundprojekt von BLUU Seafood, der Hochschule Reutlingen und der Universität Vechta. Es vereint industrielle Forschung und wirtschaftliche Verwertung (BLUU Seafood), technologische Grundlagenforschung (Prof. Dr. Petra Kluger, Hochschule Reutlingen) und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung (Prof. Dr. Nick Lin-Hi, Universität Vechta). Im Fokus stehen Fettzellen lachsartiger Fische als Basis für protein- und Omega 3-fettsäurereiche Lebensmittel.
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben soll dazu beitragen, alternative Proteinquellen, insbesondere geschmackstragende, gesunde Fisch-Fettzellen, für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen und damit neue Optionen für eine globale Ernährungssicherheit in Zeiten von Bevölkerungswachstum und Klimawandel zu erschließen. Die zellbasierte Erzeugung von Fischlebensmitteln ermöglicht einen nachhaltigen und gesunden Fischkonsum. Konkret wirkt diese Innovation der Überfischung von Gewässern und der Anreicherung von Umweltgiften in Fischlebensmitteln entgegen. Gleichzeitig sind die alternativ erzeugten Produkte im Hinblick auf Geschmack, Textur und Aussehen mit den heute bekannten Produkten nahezu identisch.
BLUU Seafood ist das größte europäische Unternehmen in der Herstellung von kultivierten Fischlebensmitteln in Europa. Insgesamt investiert das Unternehmen 760.000 Euro in das Projekt, wovon etwa 500.000 Euro durch das BMEL gefördert werden. Dr. André Schiefner verantwortet bei BLUU Seafood die Gesamtkoordination des Verbundprojekts. Ihm unterliegt darüber hinaus auch die industrielle Forschung an Fettzelllinien und die Evaluierung ökonomischer Umsetzungschancen.
„Für BLUU Seafood ist diese Förderung ein großer Erfolg, der zeigt, dass die zelluläre Landwirtschaft in Deutschland zu den relevanten Zukunftstechnologien zählt. Durch dieses Projekt kann BLUU Seafood seine angewandte Forschung noch stärker auf Geschmack und Nährstoffgehalt der Fischprodukte fokussieren“, erklärt Dr. Schiefner.
BLUU Seafood-Mitgründer und CEO Dr. Sebastian Rakers blickt voller Zuversicht auf das Projekt: „Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen und gesunden Versorgung mit zellbasiertem Fisch. Damit kommen wir unserer Vision, kultivierten Fisch zum neuen „normal“ zu machen, einen großen Schritt näher.“
Der sozialwissenschaftliche Teil des Forschungsvorhabens wird vom BMEL mit knapp 400.000 Euro gefördert und geht an die Uni Vechta. „Die in-vitro Erzeugung von tierischen Proteinen zählt zu den großen Innovationen im 21. Jahrhundert. Wir brauchen in Deutschland zwingend mehr Grundlagenforschung und entsprechende Forschungsförderungen, damit wir den Anschluss halten können“, so Professor Nick Lin-Hi von der Uni Vechta. Der verhaltenswissenschaftlich arbeitende Managementforscher prognostiziert, dass die alternative Erzeugung von Fleisch, Fisch und Milch einen immensen Veränderungsdruck in der Agrar- und Ernährungsindustrie auslösen wird: „Wir reden hier über den Beginn einer schöpferischen Zerstörung von bestehenden Strukturen. Wir müssen uns mit den neuen Technologien auseinandersetzen und schauen, wie wir diese für den Standort Deutschland fruchtbar machen können.“
Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland bei GFI Europe kommentiert: „Deutschland hat alle Voraussetzungen, um ein globaler Innovationsführer im Bereich kultiviertes Fleisch und kultivierter Fisch zu werden. Private Investitionen werden jedoch nicht ausreichen, um ins Spitzenfeld vorzurücken. Die nun bewilligte Förderung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium ist ein wichtiger Schritt, um bei dem Thema nicht den Anschluss zu verlieren. Darauf sollte die Politik in den kommenden Monaten und Jahren aufbauen mit und die öffentliche Forschungsförderung ausbauen, um die verbleibenden technischen Herausforderungen in diesem Bereich zu bewältigen.”
Weitere Informationen: www.bluu.bio