Die Europäische Kommission hat die Initiative ‚Building the Future with Nature, Boosting Biotechnology and Biomanufacturing in the EU‚ gestartet. Diese zielt darauf ab, sektorspezifische Herausforderungen zu identifizieren und Maßnahmen zur Überwindung dieser Hindernisse in Bereichen wie Landwirtschaft, Gesundheit, Meeresbiotechnologie sowie Lebens- und Futtermittel zu formulieren.
Nach Angaben des Strategieteams des Good Food Institute Europe enthält das Dokument die folgenden drei für den europäischen Sektor der alternativen Proteine relevanten Schlüsselmaßnahmen.
Erstens unterstreicht das Dokument die Bedeutung der Förderung öffentlicher und privater Investitionen in die Biotechnologie durch das Accelerator-Programm des Europäischen Innovationsrates. Es wird vorgeschlagen, spezifische biotechnologische Herausforderungen in das Programm aufzunehmen, um innovative Technologien und Lösungen zu unterstützen. Darüber hinaus wird in dem Dokument erwähnt, dass neue Möglichkeiten der Investitionsförderung durch die Europäische Investitionsbank geprüft werden sollen, um die Investitionen in diesem Sektor anzukurbeln.
Ziel ist es, bahnbrechende Innovationen zu unterstützen, Finanzierungslücken zu schließen, Marktbedürfnisse zu bewerten und neu entstehende Projekte zu identifizieren, um Lösungen auf der Grundlage von Biotechnologie und Biomanufacturing zu fördern. Laut EU-Mitteilung zielen diese Initiativen darauf ab, Wachstum, Innovation und Nachhaltigkeit in der Biotech-Industrie in der EU zu fördern.

Innovations- und Technologiezentren
Zweitens hebt das Dokument die entscheidende Rolle der Biotechnologie bei der Steigerung der Ernährungssicherheit hervor. Es wird aufgezeigt, wie durch den Einsatz biotechnologischer Verfahren die Abhängigkeit von externen Einflüssen in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor reduziert werden kann. Weiterhin werden die Potenziale zur Minimierung von Ernte- und Lebensmittelverlusten, zur Verringerung des Einsatzes synthetischer Pestizide und Düngemittel, sowie zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks der Agrar- und Lebensmittelproduktion beleuchtet.
In dem Dokument heißt es weiter, dass die EU durch die Integration der Biotechnologie in die Agrar- und Lebensmittelproduktion klimaneutrale Ziele erreichen und gesündere und nachhaltigere Lebensmittel anbieten kann.
Zu den Maßnahmen, mit denen die Ernährungssicherheit erreicht werden soll, gehört der Vorschlag der EU, auf Lebensmittel spezialisierte regionale Innovationszentren (Regional Innovation Valleys) einzurichten. So soll die Zusammenarbeit und Innovation zwischen Forschern, Start-ups und Unternehmen der Branche verbessert werden und Synergien wie auch der Austausch von Ideen gefördert werden.
Dazu können biotechnologische Innovationen zur Entwicklung von Lebensmitteln mit verbesserten Ernährungseigenschaften, weniger gesättigten Fettsäuren, weniger Allergenen und mehr krankheitsbekämpfenden Nährstoffen führen, wie in dem Dokument erläutert wird.
Schließlich hebt die EU-Kommission in ihrer Mitteilung die Wichtigkeit der Gründung von Technologiezentren hervor, die Start-ups Unterstützung durch Fachwissen und Zugang zu notwendigen Einrichtungen bieten sollen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Prozess der Marktreife für junge Unternehmen zu beschleunigen und ihnen dabei zu helfen, branchenspezifische Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere soll die Initiative Start-ups beim Überwinden des sogenannten „Tals des Todes“ unterstützen, einer Phase, in der viele Neugründungen scheitern.

Biotechnologie in der EU
Das Dokument verweist auf das schnelle Wachstum des globalen Biotechnologiemarktes, wobei die Vereinigten Staaten mit 60 % den größten Anteil an Wert und Marktanteil haben. Es folgt die EU mit 12 % und China mit 11 %.
Dem Papier zufolge leistete die Biotechnologiebranche in der EU im Jahr 2018 einen wirtschaftlichen Beitrag von 31 Milliarden Euro und schaffte zahlreiche direkte und indirekte Arbeitsplätze. Das von 2008 bis 2018 verzeichnete Wachstum übertraf die gesamtwirtschaftliche Leistung.
In dem Papier heißt es, dass die EU ein wichtiger Akteur auf dem Lebensmittelmarkt ist, sodass sich die Gelegenheit bietet, die Biotechnologiebranche zu stärken und auszubauen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, Innovationen zu fördern und gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen zu bewältigen.
Pauline Grimmer, Policy Manager beim GFI Europe, kommentiert: „Es ist großartig zu sehen, dass die Kommission einen so ehrgeizigen Plan zur Modernisierung der EU-Wirtschaft vorlegt und die Maßnahmen anerkennt, die zur Umgestaltung der europäischen Biotechnologiesektoren erforderlich sind. Damit jedoch alternative Protein-Startups ihr Potenzial für zukunftssichere Arbeitsplätze und grünes Wachstum ausschöpfen können, müssen diese Ambitionen nun in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Zum Beispiel in Form von F&E-Finanzierung, Unterstützung bei der Ausweitung der Produktion und Schaffung eines klaren und transparenten Rechtsrahmens.“