Studien & Zahlen

Zwischen Wunsch und Realität: Hürden für nachhaltiges Leben in Deutschland

Neue Circular-Economy-Studie zu Umweltbewusstsein und Verhalten deutscher Verbraucher.

Was steckt hinter dem viel genutzten Schlagwort Nachhaltigkeit? Wie umweltschonend lebt Deutschland und warum? Diese und weitere Fragen hat Kleinanzeigen mit wissenschaftlicher Begleitung des Wuppertal Instituts in einer Studie untersucht. Quer durch alle Bundesländer und Altersschichten zeigt sich: Oft ist der Wunsch nach einem nachhaltigen Leben größer als die Wirklichkeit.

Die neue Circular-Economy-Studie hat ergeben, dass sich rund zwei Drittel (65 %) der Menschen mit einer positiven Umwelteinstellung nur gelegentlich, selten oder nie umweltbewusst verhalten. Die Kluft zwischen dem Umweltbewusstsein der Gesellschaft und dem entsprechenden Verhalten wird ,Attitude Behavior Gap‘ genannt. Doch woher kommt diese Lücke? „Viele Menschen sind motiviert, nachhaltig zu leben. Aber es wird ihnen oft nicht leicht gemacht, weil die Hürden zu hoch sind“, sagt Dr. Kathleen Jacobs, Senior Researcherin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut.

Diese Hürden werden auch in der Kleinanzeigen-Studie sichtbar. So hat laut Umfrage mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) Schwierigkeiten zu beurteilen, ob Nachhaltigkeitsinformationen vertrauensvoll sind. Für fast genauso viele (45 %) ist es schwer herauszufinden, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde. „Hinzu kommt, dass bei einigen Produkten wie Lebensmitteln eine regelrechte Label-Flut vorherrscht, die bei Konsumierenden eher für Verwirrung und Unverständnis sorgt, während es bei anderen Produkten wie Elektrogeräten an Nachhaltigkeitslabels oft fehlt“, ergänzt die Wissenschaftlerin.

Allerdings hat sich auch an der Relevanz des Themas etwas getan. So ist vier von zehn Befragten (41 %) Nachhaltigkeit in den vergangenen zwei Jahren wichtiger geworden. Bei zehn Prozent ist das Gegenteil passiert. In der Generation Z gehen die Meinungen am deutlichsten auseinander: 43 % ist Nachhaltigkeit wichtiger geworden, bei rund einem Fünftel (19 %) ging der Trend dagegen in die andere Richtung.

schweine im stall
© photobuay – stock.adobe.com

Wohl der Tiere, Angst vor der Zukunft

Als Gründe für ein nachhaltiges Leben gaben die meisten Menschen den Erhalt der Artenvielfalt (79 %) und das Tierwohl (77 %) an. Den Befragten der Boomer-Generation (Geburtsjahr 1946 bis 1964) sind diese Aspekte mit 84 % und 80 % Zuspruch besonders wichtig. Auch das eigene Wohl (79 %) sowie jenes der Kinder und Enkel (80 %) spielen eine wichtige Rolle – wirtschaftliches Wachstum (56 %) und gesellschaftliche Erwartungen (21 %) dagegen weniger.

Die Generationen Y (Geburtsjahr 1981 bis 1996) und Z (Geburtsjahr 1997 bis 2012) sorgen sich mehr um die Zukunft und leben deshalb nachhaltig (Y: 55 %, Z: 48 %). Darüber hinaus haben jüngste Wetterextreme dazu beigetragen, dass sich Menschen nachhaltiger verhalten wollen: Die Generationen Y und Z (je 44 %) sogar noch mehr als der deutsche Durchschnitt (36 %). Die starke Medienpräsenz des Themas trägt bei circa einem Drittel der Befragten (34 %) dazu bei, ihr Verhalten zu ändern.

Die Verantwortung der anderen

Beim Thema Nachhaltigkeit sehen die Befragten andere in der Pflicht: So seien die Wirtschaft (74 %) und die Politik (67 %) in der Verantwortung, mehr in diesem Bereich zu tun. Rund zwei Drittel (65 %) meinen auch, ihre Mitmenschen sollten nachhaltiger werden. Der Glaube an das Kollektiv scheint groß, denn 47 % stimmen zu, dass die Mühen einzelner vergebens sind, wenn sich andere dem Umweltschutz verweigern. 26 % stimmen dieser Aussage nicht zu. Gleichzeitig widerspricht aber circa die Hälfte der Befragten (46 %) der Aussage, einzelne hätten keinen Einfluss auf die Lösung von Umweltproblemen. Gerade einmal 28 % stimmten zu.

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.454 Personen zwischen dem 21.08.2022 und 30.08.2023 teilnahmen. Aus den Ergebnissen der Circular-Economy-Studie hat Kleinanzeigen auf www.kleinanzeigen.de eine Grafik in Form einer Deutschland-Karte erstellt. Anhand dieser Grafik können Vergleiche zu Gesamtdeutschland, aber auch zwischen den einzelnen Bundesländern gezogen werden.

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