Startups, Accelerators & Incubators

Ein Gastbeitrag der Fi Europe

Fi Europe Startup Challenge: Pflanzenbasierte Innovationen treiben den Übergang zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem voran

Bei der Fi Europe Startup Challenge stehen Nachhaltigkeit und Unternehmen mit Transformationskraft im Fokus.

Die Fi Europe Startup Challenge ist ein Wettbewerb, der sich zu einer wichtigen Plattform für junge, innovative Unternehmen aus dem Bereich der Lebensmittelinhaltsstoffe entwickelt hat und findet jährlich im Rahmen der Fi Europe statt. Ausgezeichnet und gefördert werden insbesondere wegweisende Ansätze und Lösungen, die einen Beitrag zur Transformation der Lebensmittelindustrie in Richtung Nachhaltigkeit leisten.

Obgleich ein Wettbewerb, leistet die Startup Challenge mehr, als nur Preise für Innovationen zu vergeben. Sie unterstützt Startups in vielfältiger Hinsicht. Beispielsweise mit konstruktivem Feedback und Beratung. Zudem verhilft sie zu mehr Sichtbarkeit in der Industrie und vermittelt Kontakte, die junge Unternehmen brauchen, um sich zu entwickeln und zu wachsen.

Der Wettbewerb entstand durch die Initiative von Sandra Einerhand, Ernährungsberaterin und Expertin in der Lebensmittelindustrie. Zusammen mit dem Team der Fi Europe setzte sie ihre Idee um. Seither entwickelt sich die Challenge von Jahr zu Jahr und geht nun in die neunte Runde.

„Bei diesem Wettbewerb kann man aus nächster Nähe miterleben, mit welcher Kreativität und mit welchen bahnbrechenden Ideen junge Unternehmen die Zukunft der Lebensmittelindustrie formen. Die Hingabe sowie der Einfallsreichtum der Unternehmer, mit dem sie die Grenzen des Möglichen verschieben, ist inspirierend“, sagt Sandra Einerhand.

Sandra Einerhand fi europe
Sandra Einerhand © Informa Markets

Technologien mit Fokus auf Nachhaltigkeit und pflanzenbasierte Lösungen sind auf dem Vormarsch

In den vergangenen Jahren konnte die Challenge eine steigende Anzahl an Einreichungen von Unternehmen verzeichnen, die ausgefeilte technologiebasierte Lösungen für pflanzenbasierte Lebensmittel und nachhaltigere Produktion entwickeln. Das spiegelt nicht nur die größeren Trends wider, sondern belegt auch, dass innovative pflanzenbasierte Ingredients und Produkte die Entwicklung der Lebensmittelbranche hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern.

Vier der Preisträger aus 2023 sind die Unternehmen EQUII, Arkeon, WNWN Food Labs und Planet A Foods, die alle im Bereich pflanzenbasierter Lösungen tätig sind. Wir stellen vor, mit welchen Innovationen sie die Jury überzeugt haben.

EQUII: Bioinformatik und Fermentation für proteinreiche Grundnahrungsmittel

Durch die Kombination aus Bioinformatik, Fermentation und hochmoderner Verarbeitungstechnologie verwandelt EQUII die Kohlenhydratquelle Mehl in ein proteinreiches Kraftpaket. Grundnahrungsmittel wie Brot oder Nudeln können damit zu gesünderen Optionen werden. Die Inspiration kam durch die Erkenntnis, dass Grundnahrungsmittel in der täglichen Ernährung eine mindestens so große Rolle spielen wie Fleisch.

„Ich habe EQUII gegründet, weil ich ernährungsphysiologisch wertvolle Produkte als Selbstverständlichkeit auf den Teller bringen wollte: Mit Grundnahrungsmitteln, die viel Protein und wenig Kohlenhydrate enthalten, dabei toll schmecken und eine richtig gute Textur haben,“ sagt Monica Bhatia, Mitgründerin von EQUII. „Der Markt für pflanzenbasierte Proteine ist sprunghaft gewachsen. Die meisten Innovationen haben sich aber darauf konzentriert, Fleisch nachzuahmen.“

vegane backwaren
© Daisy Daisy – stock.adobe.com

Die Technologie von EQUII beginnt mit Bioinformatik: Ein spezieller Algorithmus erlaubt es, tausende von Mikroorganismen zu erfassen, die in Lebensmitteln vorkommen und genau diejenigen zu finden, die bei der Fermentation vollständige Proteine erzeugen können. In einem zweiten Schritt werden Getreidestärken mithilfe dieser Mikroben fermentiert, so dass sie die gewünschten Proteine erzeugen. Im dritten und letzten Schritt werden die Proteine nach der Fermentation isoliert. Die Mischungen werden dann auf konventionellen Anlagen im industriellen Maßstab auf ihre Eignung für den Einsatz in Brot, Backware oder Nudeln geprüft.

EQUII gewann bei der Fi Europe Startup Challenge 2023 den Titel ‚Most Innovative Food & Beverage Ingredient‘. Aus Sicht von Monica Bhatia war der Wettbewerb eine einmalige Gelegenheit, um EQUII der europäischen Lebensmittelbranche und den Innovatoren im Food-Bereich vorzustellen.

„Da die Fi Europe die größte Messe für die Lebensmittelindustrie ist, war es wirklich toll, für unsere Arbeit diese Anerkennung zu erhalten. Diese Ehre haben wir auch dafür genutzt, um mögliche Partnerschaften mit EU-basierten Unternehmen und Förderungen zu diskutieren“, sagt sie.

Arkeon: Essenzielle Aminosäuren aus Industrieabgasen

Arkeon wurde für seine Technologie als ‚Most Innovative Plant-Based or Alternative Ingredient‘ ausgezeichnet. Das österreichische Startup nutzt CO2 aus Industrieabgasen, um damit Aminosäure für die Lebensmittelindustrie herzustellen.

Michael Mitsakos, Mitgründer von Arkeon, erklärt: „Die Herstellung von Inhaltsstoffen für Lebensmittel benötigt Land, Pflanzen oder Tiere. Wir wollten einen ganz anderen Ansatz finden und kamen schließlich zu der Lösung, Aminosäuren durch Mikroben herstellen zu lassen. Dadurch können wir die Landwirtschaft umgehen und statt deren Erzeugnisse Industrieabgase nutzen.“

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Arkeon, Pilot-Anlage, 150 L-Bioreaktorsystem © Arkeon

Archaeen sind eine Gruppe von Mikroorganismen, die zwar ähnlich wie Bakterien, aber dennoch anders sind. Sie stehen bei dem revolutionären Ansatz zur Herstellung von Proteinen im Mittelpunkt.

„Archaeen-Kolonien nutzen Kohlendioxid und Wasserstoff und bilden in einem zum Patent angemeldeten Fermentationsprozess Aminosäuren. Diese gelangen durch eine Membran in eine salzhaltige Lösung und werden danach vom Salz abgetrennt. Mit diesem Verfahren sind wir in der Lage, alle 20 essenziellen Aminosäuren, die für den menschlichen Körper unverzichtbar sind, herzustellen“, so Michael Mitsakos.

Eine Anlage in Wien ist bereits in Betrieb und produziert Aminosäuren im kleinen Maßstab. Aktuell ist Arkeon auf der Suche nach Partnerschaften mit Unternehmen, die CO2 emittieren.

WNWN Food Labs: Nachhaltige Schokoladen-Alternativen

„Wir lieben Schokolade,“ sagt Johnny Drain, Mitgründer des in London ansässigen Ventures WNWN. „Aber wenn man sich mit ihrer Herstellung beschäftigt, findet man heraus, dass zwei Drittel des Kakaos an der Elfenbeinküste und Ghana produziert werden, und dass dies mit Kinderarbeit und Abholzung verbunden ist. Außerdem hat die Kakaoproduktion einen großen CO2-Fußabdruck.“

Waim! Schokolade Riegel
© WNWN

WNWN nutzt regionale und nachhaltige Erzeugnisse wie Getreide und Hülsenfrüchte, um mittels Fermentationstechnologie die Aromen und Geschmacksstoffe zu erhalten, die sie mit Schokolade gemeinsam haben. 2022 war WNWN das erste Unternehmen weltweit, das kakaofreie Schokolade verkaufte, und gewann 2023 als eines von zwei Unternehmen die Fi Startup Challenge in der Kategorie ‚Most Innovative Sustainable Solution‘.

Laut dem Unternehmen ist Schokolade nur der Anfang: Viele andere Inhaltsstoffe wie Kaffee oder Vanille werden ebenfalls auf unethische und nicht nachhaltige Weise gewonnen und deren Lieferketten erzeugen dieselben Probleme und Umweltbelastungen wie Kakao. „Wir glauben, dass unsere Fermentationsplattform auch diese Aromenprofile entschlüsseln kann“, so Johnny Drain.

Planet A Foods: Schokolade ohne Kakao

Auch beim zweiten Preisträger in der Kategorie ‚Most Innovative Sustainable Solution‘ geht es um nachhaltigere Alternativen zu Schokolade. Planet A Foods ist ein Unternehmen aus München, gegründet 2021 von den Geschwistern Sara und Max Marquart.

Mittels einer proprietären Technologie zur Fermentation von Hafer und Sonnenblumenkernen kann Planet A Foods die Aromen und Fette von Schokolade nachahmen – ein Meilenstein in der Entwicklung nachhaltiger Kakao-Alternativen.

planet a foods choviva
© Planet A Foods

„Hafer und Sonnenblumenkerne werden ganz ähnlich behandelt wie Kakaobohnen, von unserer eigenen Fermentations-ähnlichen Technologie bis hin zur sanften Röstung“, erklärt Antonia Schreiber, Head of Business Development bei Planet A Foods. „Dann werden die Saaten in mehreren Schritten vermahlen, um ein hocharomatisches Konzentrat zu erhalten. Danach mischen wir das Konzentrat mit anderen Inhaltsstoffen und conchieren alles.“

Das Produkt – ChoViva – ist eine cremige, samtig-zarte Masse, die aussieht und schmeckt wie Schokolade, und auch die gleichen Verarbeitungseigenschaften hat. Aktuell arbeitet Planet A Foods mit bekannten Marken und mit Partnern zusammen, um Kakao und Schokolade in Produkten mit ChoViva zu ersetzen.

Fi Europe Startup Challenge 2024

Die nächste Ausgabe der Fi Europe Startup Challenge gibt es im Rahmen der Fi Europe, die vom 19.-21. November 2024 in Frankfurt stattfindet. Der Anmeldeschluss für die Challenge ist am 13. September. Es werden Preise in den folgenden Kategorien vergeben:

  • Innovativste Lebensmittel- oder Getränkezutat
  • Innovativste pflanzliche oder alternative Zutat
  • Innovativste Lösung im Bereich Lebensmittel-Technologie
  • Innovativste Dienstleistung oder digitale Lösung für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie

Weitere Informationen über die Fi Europe Startup Challenge finden sich unter diesem Link.

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