Studien & Zahlen

Studie zeigt: 65% der Deutschen befürworten kultiviertes Fleisch, 49% wollen mehr Fleisch-, Fisch-, Eier- und Molkereialternativen

Eine 2024 in Deutschland durchgeführte Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov und des Think Tanks Good Food Institute Europe hat ergeben, dass der Appetit nach pflanzlichem Fleisch, pflanzlichen Milchprodukten und kultiviertem Fleisch zunimmt.

Die Umfrage, an der 2.105 Personen im Alter ab 18 Jahren aus einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung teilnahmen, ergab auch, dass 58 % der Deutschen der Meinung sind, dass sie zu viele tierische Produkte essen, während 49 % der Befragten der Meinung sind, dass es mehr Alternativen zu Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten geben sollte.

Wachsendes Interesse an Alternativen

Was die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung betrifft, so gaben 46 % der Befragten an, dass sie ihren Verbrauch an tierischen Produkten in den nächsten zwei Jahren reduzieren wollen. Konkret gaben 30 % an, dass sie mehr Fleisch auf pflanzlicher Basis konsumieren möchten, während 27 % Interesse am Kauf von Milch auf pflanzlicher Basis zeigten.

Der Umfrage zufolge zeigten die Befragten unter 35 Jahren und diejenigen, die sich selbst als Flexitarier bezeichnen, ein noch größeres Interesse am Konsum pflanzlicher Alternativen, was auf eine deutliche Verschiebung der Verbraucherpräferenzen zu tierfreien Optionen hindeutet.

Foto: Ökotest

Fairer Wettbewerb auf dem Markt

Deutschland ist der größte Markt für pflanzliche Alternativen in Europa und weist ein dynamisches Wachstum in diesem Sektor auf. Laut GFI werden jedoch die Rufe nach politischen Maßnahmen lauter, um einen fairen Wettbewerb für pflanzliche Alternativen zu gewährleisten.

So sprachen sich 62 % der Deutschen dafür aus, dass die Regierung die Benachteiligung von pflanzlicher Milch durch die Mehrwertsteuer abschaffen sollte. Deutschland gehört zu den wenigen europäischen Ländern, die pflanzliche Milch durch das Steuersystem benachteiligen und pflanzliche Milch mit einem Steuersatz von 19 % gegenüber Kuhmilch mit einem ermäßigten Satz von 7 % belasten.

Auch andere politische Maßnahmen zur Stärkung pflanzlicher Alternativen in Deutschland werden von den Verbrauchern unterstützt: Laut der Umfrage sind 53 % der Befragten der Meinung, dass Landwirte mehr pflanzliche Lebensmittel anbauen sollten, während 47 % sich für mehr pflanzliche Optionen in öffentlichen Kantinen (Schulen und Krankenhäuser) aussprechen. Außerdem erwarten 47 % der Befragten von der Regierung Unterstützung bei der Erforschung neuer Lebensmittel, einschließlich pflanzlicher Alternativen.

Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager beim Good Food Institute Europe, kommentiert: „Die Menschen wollen in den kommenden Jahren mehr pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten konsumieren. Dennoch ist der Marktanteil dieser nachhaltigen Optionen noch gering und der Übergang sollte von politischen Maßnahmen für einen fairen Wettbewerb begleitet werden. Die derzeitige Diskriminierung pflanzlicher Produkte steht in krassem Gegensatz zu den deutschen Nachhaltigkeitszielen und sollte so schnell wie möglich korrigiert werden.“

Schnitzel mit Pommes
Kultiviertes Fleisch © MyriaMeat

Das Recht, sich für kultiviertes Fleisch zu entscheiden

In der Umfrage wurde auch nach kultivierten Fleischalternativen gefragt. Dabei zeigte sich, dass 53 % der Befragten diese Produktionstechnologie bereits kennen und 47 % bereit sind, Zuchtfleischprodukte zu probieren. Die Mehrheit (65 %) befürwortet die Einführung dieser Technologie, vorausgesetzt, sie ist sicher und ernährungsphysiologisch unbedenklich, was zeigt, dass die deutschen Verbraucher Wert auf Wahlmöglichkeiten legen, kommentiert das GFI.

Mehr als zwei Drittel fast aller Wählergruppen teilen diese Ansicht, mit Ausnahme der AfD-Anhänger, bei denen die Zustimmung unter 50 % liegt. Darüber hinaus sind 66 Prozent der Befragten der Meinung, dass Deutschland kultiviertes Fleisch produzieren sollte, um die Wirtschaft des Landes zu fördern. Diese Ansicht wurde von allen Wählergruppen geteilt.

In Europa ist Zuchtfleisch in die Schlagzeilen geraten. In einem politischen Schachzug hat Italien die Produktion und den Verkauf von Kulturfleisch ohne vorherige Prüfung durch die EU verboten, und französische Parlamentarier haben Pläne bekannt gegeben, dem zu folgen.

Rzegotta fügt hinzu: „Zuchtfleisch muss ein gründliches, mehrstufiges Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor es auf den europäischen Markt kommt, und zwar nach den weltweit strengsten Standards für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass die Deutschen keine ideologisch aufgeladenen Debatten wollen, sondern es den Menschen überlassen, ob sie Kulturfleisch essen oder nicht. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass die Deutschen zunehmend die wirtschaftlichen Chancen in diesem aufstrebenden Bereich sehen.“

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