Interviews

Im Interview mit Cornelia Contini, der Leiterin des V-Labels Deutschland bei ProVeg

Das V-Label ist eine international anerkannte und geschützte Marke zur Kenn­zeichnung vegetarischer und veganer Produkte. Für Verbraucher stellt es eine einfache und sichere Orientierungshilfe dar. Unternehmen schaffen mit dem V-Label Transparenz und Klarheit. Einheitliche Kriterien und regelmäßige Kontrollen machen das V-Label europaweit zu einem einzigartigen Qualitätssiegel in den Kategorien “vegan” und “vegetarisch”.

Wir sprachen im Interview mit Cornelia Contini, einer Expertin in den Themen Digitalisierung, Skalierung und Marketing und seit Juni 2022 Leiterin des V-Labels bei ProVeg e. V. in Deutschland. Sie blickt auf über 10 Jahre Erfahrung bei einem der größten Onlinehändler der Welt zurück, wo sie in verschiedenen Rollen tätig war. So betreute sie beispielsweise den Launch der Kindle-Bücher in ganz Europa mit und war zuletzt Leiterin des europäischen Marketings für Amazon Pay. Darüber hinaus ist sie Gründerin einer veganen Fashionplattform.

Frau Contini, seit wann gibt es das V-Label in Deutschland? Wie hat sich das Wachstum in den letzten Jahren entwickelt?

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Cornelia Contini, Head of V-Label Deutschland © ProVeg / privat

Das V-Label Deutschland gibt es seit 1996 und hat bis heute rund 12.700 Produkte lizenziert. Über 10.400 Produkte tragen das V-Label „vegan“, die übrigen das V-Label „vegetarisch“. Zu diesen Produkten gehören neben Lebensmitteln unter anderem Kosmetika, Textilien, Druckprodukte und Haushaltswaren. Aktuell besteht das Team des V-Label Deutschland aus über 20 Mitarbeiter:innen.

Unternehmen aus aller Welt können das V-Label nutzen. Weltweit tragen mehr als 50.000 Produkte von über 4.300 Lizenznehmern das V-Label, vergeben von über 30 Organisationen in verschiedenen Ländern. Für den deutschen Markt übernimmt ProVeg e. V. als größte Interessenvertretung der vegetarisch und vegan lebenden Menschen in Deutschland die Vergabe des Labels.

Als Kennzeichnung für vegetarische und vegane Produkte im Food-Bereich gestartet, gibt es das V-Label inzwischen auch für Non-Food und Gastronomie. Wie ist die Entwicklung hier verlaufen? 

Seit 2018 gibt es das V-Label auch für Kosmetika und seit 2019 für weitere Non-Food-Artikel wie Textilien. Im Non-Food-Bereich unterliegen die meisten tierischen Inhaltsstoffe keiner allgemeinen Kennzeichnungspflicht. Eine Auslobung mit dem V-Label zeigt deshalb Verbraucher:innen eindeutig: Für dieses Produkt wurden weder Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs verwendet noch Tierversuche durchgeführt. Das V-Label sorgt auch an dieser Stelle für Glaubwürdigkeit, Sicherheit und Klarheit.

Besonderes Interesse sehen wir derzeit im Bereich der Druckprodukte, wo die tierischen Inhaltsstoffe längst nicht so bekannt sind wie im Lebensmittelbereich. In Klebstoffen, in der Oberflächenverleimung von Papier oder in Druckfarben sind oft tierische Materialien enthalten. Es ist ein logischer Schritt, sich in Büchern nicht nur über eine vegane Lebensweise zu informieren, sondern auch darauf zu achten, dass diese Bücher ohne Tierleid hergestellt wurden. In der Buchbranche steigt das Interesse, dem nachzukommen und rein pflanzliche Produkte anzubieten. Sowohl Druckereien als auch Verlage nehmen sich dem Thema an und passen ihre Herstellungsprozesse an.

Im Oktober 2021 wurde das V-Label erstmals in der Gastronomie vergeben, seit März 2023 mit angepassten Anforderungen an die Betriebe. Kunden profitieren wie gewohnt davon, dass sie die vegan-lizenzierten Gerichte auf den ersten Blick am bekannten gelben Logo erkennen. Für Systemgastronomen ist die Lizenzierung vor allem interessant, wenn sie ihren Gästen nicht nur Gerichte ohne tierische Zutaten servieren, sondern zudem auch einen Zubereitungsprozess ohne Kontakt mit tierischen Lebensmitteln garantieren möchten. Aktuell sind wir mit verschiedenen Gastro-Unternehmen in Gesprächen über eine mögliche Lizenzierung und stehen kurz vor der Lizenzierung eines neuen Partners.

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V-Label Deutschland Team © ProVeg / V-Label Deutschland

Welche Produktkategorien werden aktuell in Deutschland besonders häufig lizenziert? Was sind oder waren die interessantesten und auffälligsten Trends?

Unangefochten auf Platz 1 stehen die Lebensmittel, aber wir sehen auch in anderen Produktkategorien großes Potenzial und Nachfrage. Vor allem im Bereich der Drogerie- und Reinigungsprodukte erwarten wir in Zukunft ein wachsendes Interesse an Lizenzierungen mit dem V-Label.

Besonders erfreulich ist, dass das V-Label mittlerweile bei vielen Menschen bekannt ist und hohes Vertrauen genießt. Laut Gütesiegel Monitor 2023 schätzen 69 % der Menschen, die das V-Label kennen, es als vertrauenswürdig ein – damit stehen wir auf Platz 1 der untersuchten Produktsiegel. Zudem zeigt der Report, dass das V-Label im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Käuferanteilen gewonnen hat.

Welche Vorteile haben Lizenznehmer vom V-Label und was schätzen eure Kunden daran?

Zum einen profitieren die Lizenznehmer von der Bekanntheit des V-Labels. Zum anderen bieten Unternehmen ihren Kund:innen mit dem V-Label schnelle Orientierung. Sie können so kommunizieren, dass ihre Produkte von einer unabhängigen Organisation mit klaren transparenten Kriterien überprüft wurden. Der Gütesiegel Monitor 2023 zeigt, dass Verbraucher:innen der Kennzeichnung von Produkten sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. Vor allem jene Gütesiegel werden als besonders vertrauenswürdig erachtet, die von unabhängigen Organisationen vergeben werden.

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V-Label Produkte © Proveg

Auf welche Erfolge blickt ihr gerne zurück? 

Im Zuspruch der Verbraucher:innen im Gütesiegel Monitor sehen wir die Qualität unserer Arbeit bestätigt. Darauf ruhen wir uns aber nicht aus, sondern haben Anfang des Jahres das Design des Labels überarbeitet. Dank der Neugestaltung unterscheiden sich die Ausführungen „vegan“ und „vegetarisch“ des V-Labels deutlicher voneinander. Damit sind wir dem Wunsch der Kund:innen nachgekommen, die nun mit einem noch sichereren Gefühl nach der vertrauten Farbe und Form auf Produkten Ausschau halten können.

Auch die Lizenzierung veganer Druckprodukte ist ein großer Meilenstein. So besuchten wir in diesem Jahr erstmals die Leipziger Buchmesse, führten viele aufschlussreiche Gespräche und waren mit dem V-Label für Druckprodukte zum ersten Mal an dem Messestand eines Verlages vertreten. Für diesen Anlass haben wir auch erstmals unsere eigenen veganen Lesezeichen drucken lassen. Außerdem sehen wir eine ungebrochen starke Nachfrage nach Lizenzierungen von Produkten im Lebensmitteleinzelhandel. Besonders erfreulich war hier die Einführung der veganen Frischetheken in ausgewählten Rewe-Filialen im letzten Jahr, deren Sortiment komplett mit dem V-Label zertifiziert ist.

Nicht zuletzt funktioniert das alles nur mit einem starken Team. Wir schätzen uns glücklich, in den letzten Jahren ein engagiertes Team aufgebaut zu haben, das mit viel Elan, Schwung und Expertise das Thema V-Label-Lizenzierung in Deutschland vorantreibt.

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© ProVeg / V-Label Deutschland

Was ist zukünftig geplant? Was sind die wichtigsten Ziele mit dem V-Label? 

Nachdem wir die Auflagen für die Zertifizierung in der Gastronomie überarbeitet haben, geht es nun darum, die entsprechenden Partner zu finden und das V-Label in der Gastronomie fest zu etablieren. Auch im Non-Food-Bereich wollen wir unsere Präsenz stärker ausbauen, allen voran im Bereich der Kosmetik- und Drogerieprodukte. Dabei haben wir den Anspruch, uns kontinuierlich zu verbessern, weshalb wir regelmäßig unsere Prozesse überprüfen und optimieren.

Unser wichtigstes Ziel ist es, weiterhin ein vertrauenswürdiges Siegel für vegane und vegetarische Produkte zu sein. Gleichzeitig wollen wir auch in Zukunft als professioneller und zuverlässiger Partner für unsere Lizenznehmer auftreten und als guter Arbeitgeber unser Team weiter stärken.

Wo können Interessierte euch persönlich treffen?

Wir sind regelmäßig auf verschiedenen B2B- und B2C-Events in ganz Deutschland anzutreffen. 2023 waren wir bereits auf der Veggienale & Fair Goods Berlin, auf der Future Proteins Conference in Memmingen, auf der Münchener Textilmesse Munich Fabric Start, auf der Internorga in Hamburg und auf der Leipziger Buchmesse.

Außerdem können uns Interessierte dieses Jahr im Herbst noch auf der Anuga in Köln, auf der New Food Conference in Berlin sowie auf der Cosmetica Berlin treffen. Zudem sind wir nach Anmeldung via vlabel@proveg.com auch offen für einen Besuch in unserem Berliner Büro.

Frau Contini, wir bedanken uns für das Gespräch.

 

Weitere Informationen zum V-Label finden Sie unter www.v-label.eu/de und www.proveg.com/de.

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