Markt & Trends

Ein Gastbeitrag von Ok-Zin Kim, Senior Analytic Consultant, NIQ

Alternative Ersatzprodukte: Ein Markt im Aufschwung

Alternative Ersatzprodukte haben eine spannende Entwicklung durchlaufen. Was einst Nischenprodukte waren, die nur in ausgewählten Geschäften zu finden waren, hat sich in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil des Alltags vieler Menschen entwickelt.

Mit der „Fridays for Future“-Bewegung brachte die Jugend Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit in den gesellschaftlichen Fokus. Immer mehr Menschen begannen, ihr eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen und die Ernährungsweise rückte dabei in den Mittelpunkt. Die Corona-Pandemie verstärkte diesen Trend zusätzlich, indem sie die Aufmerksamkeit auf Ernährung und Kochen lenkte – eine natürliche Folge der zunehmenden Orientierung nach innen während dieser Zeit.

Von der Nische zum Mainstream: Warum immer mehr Menschen umsteigen

Ok-Zin Kim © Nielsen Consumer LLC

In Deutschland ernähren sich laut dem NIQ Haushaltspanel inzwischen 50 Prozent der Konsumenten vegan, vegetarisch oder flexitarisch – eine beeindruckende potenzielle Zielgruppe für alternative Ersatzprodukte. Doch was motiviert die Menschen zum Kauf dieser Produkte?

Eine Befragung von NIQ im Oktober 2024 liefert Antworten: Neugier, Tierwohl und eine gesündere Ernährung sind die treibenden Faktoren, wobei sich die Prioritäten je nach Kategorie unterscheiden. Bei Milchalternativen steht die Neugier im Vordergrund (beeinflusst durch Social Media, Werbekampagnen oder das soziale Umfeld), gefolgt von dem Wunsch nach gesünderer Ernährung und der Sorge um das Tierwohl. Bei Fleischalternativen hingegen rückt Tierwohl nach der Neugier auf den zweiten Platz. Themen wie Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion spielen aktuell eine untergeordnete Rolle, da sich das Motto „Gut für mich und gut für die Welt“ angesichts aktueller Krisen zunehmend auf „Gut für mich“ verlagert. Dennoch bleibt die gesündere Ernährungsweise ein zentrales Anliegen.

Dieser Wertewandel treibt das Wachstum des Marktes für alternative Nahrungsmittel an. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wuchs dieses Segment in den letzten drei Jahren durchschnittlich um 9 Prozent im Umsatz und 6 Prozent im Absatz. Im Jahr 2024 erzielte der Markt für vegane und vegetarische Produkte einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro – bei fast 3 Milliarden verkauften Packungen. Dabei umfasst das Sortiment längst nicht mehr nur Milch- und Fleischalternativen, sondern auch Produkte aus Bereichen wie Süßwaren.

milchalternativen
© bit24 – stock.adobe.com

Wachstum, Herausforderungen und Chancen im Handel

Dieses Wachstum basiert auf einem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Immer mehr Menschen entscheiden sich aus den genannten Gründen bewusst für pflanzliche Alternativen. Gleichzeitig wächst das Sortiment, da immer mehr Geschäfte alternative Produkte in ihr Angebot aufnehmen. Diese Entwicklung ermöglicht es dem Handel, neue Konsumentengruppen anzusprechen und loyale Käufer noch stärker an sich zu binden.

Besonders attraktiv sind dabei die sogenannten „Heavy Käufer“, die über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen verfügen und häufig größere Mengen kaufen. Insbesondere Discounter und Drogeriemärkte profitieren von diesem Trend: Mit einem Umsatzanteil von 7 Prozent und einem beeindruckenden Zuwachs von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gehören Drogeriemärkte zu den größten Wachstumstreibern.

Allerdings bringt der Anstieg der Lebensmittelpreise auch Herausforderungen für den Markt der alternativen Produkte mit sich. Immer mehr Konsumenten greifen zu preisgünstigeren Alternativen, insbesondere Eigenmarken. Während Markenprodukte 2022 noch mehr als zwei Drittel des Alternativ-Marktes dominierten, ist ihr Marktanteil mittlerweile auf 55 Prozent gesunken – ein klares Zeichen für den wachsenden Einfluss von Eigenmarken.

Eine kleine Saisonalität ist bei den alternativen Produkten zu beobachten. Neben dem „Veganuary“, der viele Konsumenten zum Jahresanfang zu einer pflanzlichen Ernährung inspiriert, rücken auch im Dezember mit Weihnachten und Silvester vegane und vegetarische Produkte verstärkt auf die Einkaufsliste. Auch in diesem Jahr wird die Weihnachtszeit daher voraussichtlich wieder ein starker Absatzzeitraum für den alternativen Markt – ein Trend, den der Handel weiter fördern kann, indem er gezielt auf die saisonalen Bedürfnisse eingeht und attraktive Festtagsangebote schafft.

Weitere Informationen: nielseniq.com/global/en

Teilen

Newsletter

Entscheidendes für Entscheider: Erhalten Sie regelmäßig die wichtigsten News aus der veganen Wirtschaft per E-Mail!

Kostenlos Abonnieren!

Börsennotierte Unternehmen

Hier finden Sie eine Liste von über 80 börsennotierten Unternehmen, über die wir in der Vergangenheit berichtet haben. Mit direkten Links, um alle Artikel zu den einzelnen Unternehmen zu lesen.