Erbsenprotein wird innerhalb der Lebensmittelindustrie immer beliebter. Neben dem Einsatz als Backzutat und als Basis für pflanzliche Milchalternativen wird Erbsenprotein vor allem in der Produktion von veganen Fleischalternativen eingesetzt.
Wie aktuelle Marktanalysen zeigen, wird dem globalen Markt für Erbsenprotein in den kommenden Jahren ein enormes Wachstum vorhergesagt. Erst Anfang dieses Monats feierte Beyond Meat, der amerikanische Produzent von erbsenbasierten Burgern und Würstchen, einen fulminanten Börsenstart. Auch Firmen wie Lightlife, Ripple Foods und JUST setzen bei ihren Produkten auf das pflanzliche Eiweiß aus Hülsenfrüchten. Laut Einschätzung von Henk Hoogenkamp, Berater und Vorstandsmitglied mehrerer Lebensmittelunternehmen, werde sich der Absatz von Erbsenprotein bis 2025 vervierfachen. Wie er der Nachrichtenagentur Bloomberg gegenüber äußerte, sei der größte Teil des Anstiegs auf den höheren Verbrauch von pflanzlichen Fleischprodukten zurückzuführen.
Unternehmen müssen ihre Lieferkette sichern
Große Unternehmen bereiten sich bereits darauf vor, das Rohstoff-Angebot zu erhöhen. Anfang 2018 gab der Handelkonzern Cargill seine Geschäftspartnerschaft mit Puris bekannt, um die Erbsenprotein-Produktion zu fördern und die wachsende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln zu bedienen. In Nordamerika, Frankreich, Belgien und Deutschland werden neue Verarbeitungsanlagen gebaut. Einige stillgelegte Sojaproteinfabriken in China werden in Erbsenproteinanlagen umgewandelt. Hoogenkamp schätzt, dass Kanada der globale Produktionsführer werden und 2020 30 % der Produktion leisten wird.
In Erwartung seiner neuen Produkte kaufte Lightlife mehr als den Jahresvorrat des pflanzlichen Inhaltsstoffes ein. Grund hierfür sei die Unsicherheit über die langfristige Verfügbarkeit gewesen, wie Michael Lenahan, Vizepräsident für Marketing, Bloomberg mitteilte. Ripple Foods hat hingegen eine eigene Lieferkette aufgebaut, arbeitet mit Landwirten zusammen und entwickelt ein eigenes proprietäres Verfahren zur Reinigung der Erbsen und zur Gewinnung ihres Proteins.
Beyond Meat ist bereits dabei, seine Zutatenliste zu erweitern. Laut CEO Ethan Brown bietet das Pflanzenreich diverse andere Ressourcen wie Senfkörner, Bohnen und Linsen, welche ebenso gut als pflanzliche Proteinquelle genutzt werden können.
Nach Einschätzung vieler Experten ist jedoch keine Krise in Sicht. Versorgungsengpässe dürften voraussichtlich kurzfristig sein, wenn die Nachfrage wie prognostiziert weiter steigt.
Beliebte Alternative zu Soja-Protein
Soja hat in den letzten Jahren aufgrund von Allergien, widersprüchlichen Schlagzeilen über Gesundheitsrisiken und dem Einsatz von Gentechnik bei einem Teil der Verbraucher an Beliebtheit eingebüßt. Unternehmen haben auf diese Entwicklung reagiert und verwenden vermehrt Erbsenprotein, welches neben Soja das am meisten verfügbare pflanzliche Protein ist.
Doch Soja hat längst nicht überall einen schlechten Ruf. In Asien erfreut es sich beispielsweise weiterhin großer Beliebtheit. Und auch von den anderen Märkten wird es mit Sicherheit nicht verschwinden. So beihaltet beispielsweise der überaus populäre, vegane Impossible Burger Sojaprotein.
Auch die Verwendung von Erbsenprotein kommt nicht ohne Kritik aus. Wie das Detox Projekt in einer Untersuchung herausfand, war ein Großteil der getesteten Erbsenproteinquellen mit dem Pestizid Glyphosat belastet. Laut Henry Rowlands, dem Leiter des Projekts, hatten Produkte, die als biologisch gekennzeichnet waren, einen viel höheren Pestizidgehalt als herkömmliche Versionen. Getestet wurden die acht bei Amazon meistverkauften Proteinpulver. Nichtsdestotrotz dürfte der Trend hin zu alternativen Proteinquellen als ein Gewinn für die Umwelt eingeschätzt werden, insbesondere da die Erbsenproduktion bisher ohne Gentechnik auskommt.