Studien & Zahlen

GFI und Accenture veröffentlichen Verbraucherumfrage zu Präzisionsfermentation in fünf Märkten

In einer aktuellen Studie des Good Food Institute (GFI), die in Zusammenarbeit mit Accenture durchgeführt wurde, wurden die Einstellungen und Präferenzen der Verbraucher gegenüber Produkten aus der Präzisionsfermentation (PF) in fünf Schlüsselmärkten untersucht: Frankreich, Deutschland, Spanien, Großbritannien und den USA. Die Studie untersucht, wie Verbraucher PF-produzierte Milchprodukte und andere Erzeugnisse wahrnehmen, und bietet Einblicke in effektive Kommunikationsstrategien für diese aufstrebende Lebensmitteltechnologie.

Präzisionsfermentation und ihre Anwendungen

Bei der Präzisionsfermentation werden Mikroorganismen wie Hefe verwendet, um spezifische Proteine herzustellen, die in tierischen Produkten wie Milchprodukten und Eiern vorkommen. Diese Proteine, die mit denen in herkömmlichen tierischen Produkten identisch sind, dienen funktionalen Zwecken, z. B. ermöglichen sie, dass sich Käse dehnen lässt oder Eier in Rezepten gebunden werden können.

Produkte aus der Präzisionsfermentation können entweder als Zutaten in anderen Lebensmitteln (z. B. Molkenprotein in Backwaren) oder als eigenständige Komponenten (z. B. Molkenproteinpulver aus der Präzisionsfermentation) verwendet werden. Obwohl die Technologie in den USA immer häufiger zum Einsatz kommt, ist das Bewusstsein der Verbraucher in Europa und den USA nach wie vor gering, was den Bedarf an klarer, effektiver Kommunikation unterstreicht.

Onego Bio eiersatz
© Onego Bio

Ergebnisse der Verbraucherforschung

Die Studie ergab, dass die Kommunikation und die Nomenklatur im Zusammenhang mit der Präzisionsfermentation das Verständnis der Verbraucher und ihre Bereitschaft, diese Produkte zu probieren, erheblich beeinflussen. Obwohl die meisten Verbraucher wenig bis gar nichts über den Prozess wissen, lässt die Studie darauf schließen, dass einfache und verständliche Erklärungen das Interesse und das Engagement steigern können. So stieß beispielsweise die Beschreibung der Präzisionsfermentation als ein Prozess, der „dem Bierbrauen ähnelt“, bei dem Mikroorganismen darauf programmiert werden, bestimmte Proteine zu produzieren, bei den Teilnehmern auf positive Resonanz.

Die Verbraucher bevorzugten eine moderate Detailliertheit bei den Prozessbeschreibungen und vermieden eine zu technische oder wissenschaftliche Sprache. Ein Teilnehmer merkte an, dass dieser Ansatz „gerade genug Details für diejenigen von uns bietet, die keine Chemiker sind“.

Nomenklaturpräferenzen nach Markt

Die Untersuchung ergab bemerkenswerte Unterschiede in der bevorzugten Terminologie in den untersuchten Märkten. In allen Regionen wurden prägnante und nicht-technische Begriffe für Produktkennzeichnungen und Zutatenlisten bevorzugt. So schnitt beispielsweise der Begriff „tierversuchsfrei“ in englischsprachigen Märkten gut ab, während in Deutschland „tierfrei“ und in Spanien „ohne tierischen Ursprung“ bevorzugt wurde. Diese Begriffe wurden als klar, ansprechend und besser geeignet angesehen, um PF-Produkte von konventionellen und pflanzlichen Alternativen zu unterscheiden.

Bei der Verwendung in Zutatenlisten wurden kürzere Begriffe wie „tierfreies Molkenprotein“ gegenüber ausführlicheren Beschreibungen wie „tierfreies Molkenprotein aus Präzisionsfermentation“ bevorzugt. Verbraucher in formellen Kontexten wie der Kennzeichnung von Inhaltsstoffen neigten dazu, sich auf Einfachheit und Klarheit zu konzentrieren.

© Imagindairy

Chancen und Herausforderungen für den Sektor

Die Studie identifizierte drei primäre Herausforderungen für Kommunikationsstrategien für PF:

  1. Positionierung von PF jenseits der Dichotomie Pflanze vs. Tier: Verbraucher kategorisieren Lebensmittel oft entweder als pflanzlich oder tierisch, sodass PF keinen klaren Platz im Rahmen findet. Diese Lücke könnte geschlossen werden, indem der innovative Charakter von PF hervorgehoben und die Übereinstimmung mit bekannten Produktkategorien betont wird.
  2. Ausgewogenheit zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und Zugänglichkeit: Verbraucher wünschen sich zwar Transparenz darüber, wie PF-Produkte hergestellt werden, aber allzu technische Beschreibungen können sie abschrecken. Es hat sich als wirksam erwiesen, den Prozess in vertrauten Begriffen zu beschreiben und Analogien zu verwenden, wie z. B. das Bierbrauen.
  3. Konzentration auf die Prioritäten der Verbraucher: Nachhaltigkeits- und Tierschutzvorteile sind zwar wichtig, aber derzeit keine ausschlaggebenden Faktoren für Kaufentscheidungen. Bei den Botschaften sollten vertraute Motivatoren wie Geschmack, Preis und Bequemlichkeit im Vordergrund stehen, wobei Umweltvorteile als zusätzliche Vorteile dargestellt werden sollten.

Die Studie ergab, dass das Interesse der Verbraucher an PF-Produkten steigt, wenn sie mit ihren potenziellen Vorteilen und dem zugrunde liegenden Produktionsprozess vertraut gemacht werden. In allen Märkten erklärte sich etwa die Hälfte der Befragten bereit, PF-Produkte zu probieren, insbesondere wenn sie als Teil eines zusammengesetzten Produkts wie Backwaren oder Nudeln angeboten werden, anstatt als eigenständige Artikel wie PF-Milch. Kostenlose Proben und sozialer Einfluss, wie Empfehlungen von Freunden, wurden ebenfalls als wirksame Mittel zur Förderung von Produkttests identifiziert.

Nächste Schritte

Die Studie untersucht Bereiche, die weiter erforscht werden sollten, darunter die Ermittlung der besten Produktkategorien für die Einführung von PF-Zutaten, die Anpassung von Kommunikationsstrategien an verschiedene Märkte und demografische Gruppen und die Verbesserung der Verbraucheraufklärung über PF. Mit einer konsistenten und klaren Botschaft könnte die Branche PF besser als praktikable Alternative zu herkömmlichen tierischen Produkten positionieren.

Weitere Informationen: gfi.org

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