Fleisch- und Fischalternativen

EU-Fleischproduzenten treiben Wachstum des pflanzlichen Marktes in Europa an – Teil 3

In den vergangenen Jahren sind diverse EU-Fleischproduzenten erfolgreich in den pflanzlichen Markt eingetreten. 

Als Veganer ziehen es einige Verbraucher vielleicht vor, keine Unternehmen zu finanzieren, die sich mit der Vermarktung von Tierprodukten befassen. Jedoch sind große Erzeuger in der Lage in großem Maßstab zu produzieren und auch pflanzliche Produktalternativen in den Mainstream zu bringen und so zu niedrigeren Preisen beizutragen.

Dies ist der letzte Teil unserer dreiteiligen Serie, die nach dem ersten und zweiten Teil über Fleischproduzenten in Europa berichtet, die sich an pflanzliche Produkte herangewagt haben, in keiner bestimmten Reihenfolge.

veganes Mühlengeschnetzeltes Rügenwalder Mühle Produktfoto
© Rügenwalder Mühle

Rügenwalder Mühle

Die Rügenwalder Mühle ist ein deutscher Lebensmittelhersteller, der sich zunächst auf Fleischwaren, insbesondere auf traditionelle Wurstwaren, spezialisiert hat. Das Unternehmen geht auf das Jahr 1834 zurück und hat seine Produktpalette im Laufe der Jahre um neue Wurstsorten, Convenience-Produkte, Feinkostartikel und pflanzliche Produkte erweitert.

Mit der Einführung der „Vegetarischen Linie“, einem Sortiment vegetarischer Wurst- und Fleischersatzprodukte, begann 2016 der Einstieg der Rügenwalder Mühle in den pflanzlichen Bereich. 2018 führte die Rügenwalder Mühle die „Vegane Linie“ ein, eine Kollektion rein veganer Produkte mit Leberwurstalternativen, Nuggets, Schnitzel, Burgern und Hackfleisch. Das Unternehmen baute die vegane Produktlinie 2019 weiter aus und steigerte damit den Umsatz auf 212 Millionen Euro.

Bis 2021 meldete die Rügenwalder Mühle, dass der Umsatz ihrer pflanzlichen Produkte mit dem ihrer tierischen Produkte gleichgezogen hat und 2022 übertraf der Umsatz mit fleischfreien Produkten erstmals den Umsatz mit Fleischprodukten, was das Unternehmen dazu veranlasste, sich weiterhin auf die Entwicklung in dieser Kategorie zu konzentrieren. Die Rügenwalder Mühle hat eine Partnerschaft mit Mirai Foods für hybrides Fleisch aus kultiviertem Fett geschlossen und ein pflanzliches Chili-Mett auf den Markt gebracht. Das Unternehmen verkauft zwar weiterhin Fleischprodukte, ist aber seit diesem Jahr deutscher Marktführer für Fleischalternativen.

Im November letzten Jahres gab die Rügenwalder Mühle bekannt, dass sie von Pfeifer & Langen übernommen wird. Christian Rauffus, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG, erklärte damals: „Unser Unternehmen hat sich von einer einstigen regionalen Wurstfabrik zu einem der führenden Unternehmen für pflanzliche Lebensmittel in Deutschland entwickelt. In weniger als zehn Jahren haben wir vegetarische und vegane Fleischalternativen aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft geholt. Mit dieser Investition wollen wir die Chance nutzen, dieses Portfolio weiter auszubauen, vor allem über den deutschen Markt hinaus.“

Kurz darauf stellte das Unternehmen die Produktion seines Klassikers „Schinken Spicker“ auf tierischer Basis ein, um in den Produktionsstätten mehr Kapazitäten für weitere pflanzliche Angebote wie den „Veganen Hauchschnitt“ zu schaffen, und baute im April die vegane Linie weiter aus.

© Gutfried GmbH

Tönnies-Gruppe – Gutfried

Die Tönnies-Gruppe ist ein deutsches Fleischverarbeitungsunternehmen, das sich ursprünglich auf die Verarbeitung von Schweinefleisch konzentrierte und eines der ersten Unternehmen war, das automatisierte Schlachthöfe und Verpackungsanlagen einführte. Das Unternehmen ist ein bedeutender Fleischlieferant für den Einzelhandel und die Gastronomie in Europa und der ganzen Welt und exportiert seine Produkte in über 120 Länder.

Das Unternehmen besitzt eine lange Liste von Tochtergesellschaften, darunter einige Marken, die pflanzliche Fleischoptionen anbieten. Im Jahr 2019 führte die Marke Gutfried die Linie „Ohne Fleisch“ ein, die eine Vielzahl von Wurstalternativen auf pflanzlicher Basis enthält. Die Produktpalette der Marke hat sich seitdem um geräucherte Lachsalternativen, Sandwiches, Hähnchenalternativen und Fischstäbchen erweitert.

Im Jahr 2021 gab die Tönnies-Gruppe bekannt, dass sie alle ihre veganen und vegetarischen Produktionsaktivitäten unter der Geschäftseinheit Vevia 4 You GmbH & Co. KG zusammenzufassen und die Produkte unter den Markennamen Gutfried, Veviva und Es Schmeckt anzubieten.

Tillman’s, eine weitere Tochtergesellschaft der Tönnies-Gruppe, produziert das fleischlose Sortiment Vegetar!a exklusiv für Netto Marken-Discount-Märkte.

© The Plantly Butchers GmbH

InFamily Foods Holding

InFamily Foods wurde 2020 aus dem Zusammenschluss der Unternehmen Reinert und Kemper gegründet. Das Unternehmen Reinert wurde im Jahr 1931 von Ewald und Hermann Reinert gegründet und das Unternehmen Kemper bereits im Jahr 1888 von Hermann Kemper. Zur Holding gehören die Unternehmen The Family Butchers, Cultivated B sowie The Plantly Butchers mit der Marke Billie Green. Der Hauptsitz und die Werke von InFamily Foods befinden sich in Nortrup und Versmold im norddeutschen Niedersachsen und das Unternehmen ist mittlerweile einer der führenden Fleischverarbeiter in Deutschland.
Im Herbst 2020 gründete das Unternehmen mit The Plantly Butchers eine Tochtergesellschaft für pflanzliche Produkte, mit Plänen zur Entwicklung pflanzlicher Fleischalternativen auf Basis von Weizenprotein. Im September 2022 brachte The Plantly Butchers seine pflanzliche Marke Billie Green mit zunächst fünf pflanzlichen Produkten in die deutschen Supermärkte: zwei Sorten geschnittene vegane Salami, eine Salami am Stück, einmal Bacon und einmal Schinkenwürfen. Im Jahr 2023 wurden unter anderem drei neue vegane Grillprodukte eingeführt und seit Juni 2024 gibt es drei neue Mortadella-Alternativen.

InFamily Foods hat zudem im vergangenen Jahr das Zellkulturunternehmen The Cultivated B. gegründet, um die Produktion alternativer Proteine für die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie zu optimieren. Dieses Schwesterunternehmen von The Family Butchers bemüht sich derzeit um die behördliche Genehmigung für den Verkauf von hybriden Zuchtfleischprodukten in Europa.

danishcrown-Fleisch-Produzent
© Danish Crown

Danish Crown – Dänemark

Danish Crown ist einer der größten Fleischproduzenten in Europa und produziert mehr Schweinefleisch als jedes andere Unternehmen auf dem Kontinent. Das Unternehmen gründete seinen ersten Schweineschlachthof im Jahr 1887 und exportiert heute Fleisch in über 140 Länder auf der ganzen Welt.

Im Jahr 2019 kündigte Danish Crown an, dass es die Schlachtung von Schweinen in einer seiner deutschen Fabriken einstellen würde und gab Pläne für sein erstes pflanzliches Produkt bekannt, einen pflanzlichen Burger aus Erbsen und Rüben. Aber es scheint, dass das Produkt nie zustande gekommen ist, da es nie eine berichtete Markteinführung gab. Das Unternehmen bestätigte im September 2019 die Markteinführung von Hybrid-Hackfleisch aus Schweine- und Rindfleisch, bei dem 50 % des Fleisches durch Gemüse ersetzt wurden.

Im Jahr 2022 führte Danish Crown unter der Marke Den Grønne Slagter (Der grüne Metzger) offiziell eine Reihe von pflanzlichen Produkten ein. Die Produktpalette umfasst nun über 25 pflanzliche Fleischprodukte, darunter Frikadellen, Hackfleisch, Burger, Nuggets und eine Vielzahl von Sandwiches.

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