Was CEOs bewegt

CEO-Statements: Upcycling in der Lebensmittelbranche – nachhaltige Revolution oder Öko-Bluff?

CEO-Statementreihe: Was aufregt, bewegt, motiviert (Teil 9)

In der heutigen Lebensmittelindustrie gewinnt das Konzept des Upcyclings zunehmend an Bedeutung, da Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer mehr in den Fokus rücken. Upcycling, das die Wiederverwertung und Aufwertung von Lebensmittelabfällen und Nebenprodukten umfasst, bietet eine innovative Lösung zur Reduzierung von Abfall und zur Schonung natürlicher Ressourcen und fördert die Kreislaufwirtschaft. Dies ist besonders wichtig vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen durch den Klimawandel und die zunehmende Umweltbelastung durch das Lebensmittelsystem.

Ein bedeutender Trend innerhalb des Upcyclings ist die Entwicklung von veganen und pflanzlichen Lebensmittelprodukten. Viele Unternehmen haben erkannt, dass pflanzliche Rohstoffe und Lebensmittelabfälle ein enormes Potenzial bieten, um hochwertige und nachhaltige Produkte herzustellen. So werden beispielsweise Fruchtschalen, Trester, Biertreber und Getreiderückstände zu neuen, innovativen Lebensmitteln oder Lebensmittelzutaten verarbeitet, die sowohl umweltfreundlich als auch gesundheitsfördernd sind. Diese Produkte sprechen nicht nur umweltbewusste Konsumenten an, sondern tragen auch zur Diversifizierung des Angebots im wachsenden veganen Lebensmittelmarkt bei.

In Teil 9 unserer Reihe „CEO-Statements: Was aufregt, bewegt, motiviert“, in der wir regelmäßig CEOs zu aktuellen Themen befragen, sprachen wir mit Marco Ries, dem Mitgründer von ProteinDistillery, mit Cassandra Winter, der Gründerin der easyVEGAN GmbH, mit Christian Trgo, dem Director R&D und Innovation der Bauer Gruppe, sowie mit Michael Beitl, dem Gründer des Start-ups Kern Tec. Alle Unternehmen leisten Pionierarbeit im Bereich upgecycleter Lebensmittelalternativen und verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze.

Aus Abfällen eine Ressource machen

proteindistillery marco ries
© ProteinDistillery GmbH

Das deutsche Biotech-Unternehmen ProteinDistillery, mit Sitz in Esslingen und Berlin, hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2020 auf die Entwicklung und Produktion veganer Proteinzutaten mit außergewöhnlicher Funktionalität für verschiedene Anwendungen spezialisiert. Das junge Unternehmen setzt dabei auf das Upcycling von mikroorganismenbasierten Nebenströmen aus verschiedenen Industrien, einschließlich Brauereien. Durch den Einsatz fortschrittlicher biotechnologischer Verfahren gelingt es dem Unternehmen, nährstoffreiche Proteine aus diesen pflanzlichen Rohstoffen zu extrahieren und hochwertige funktionale Inhaltsstoffe zu produzieren. Das erste zum Patent angemeldete Produkt von ProteinDistillery ist Prew:tein™, eine Clean-Label-Zutat und tierfreie Alternative zu herkömmlichem Eiklar.

Marco Ries, einer der Mitgründer von ProteinDistillery, sieht im Upcycling große Chancen für das zukünftige Lebensmittelsystem. Er sagt: „Upcycling in der Lebensmittelindustrie ist der Beginn einer Revolution unseres Ernährungssystems, in dem Abfälle wertvolle Ressourcen werden. Bei uns sind Prozesse hocheffizient und wandeln Nebenströme in Proteine, die weitaus ressourceneffizienter sind als herkömmliche Produktionsmethoden. Eine Herausforderung ist die Rohstoffzusammensetzung, die wir jedoch durch kontinuierliche Innovation meistern.“

Treber – die Basis für den BierSnack

easyvegan cassandra winter
© easyVEGAN GmbH

Die österreichische easyVEGAN GmbH ist ein Hersteller innovativer, pflanzlicher Fleischalternativen. Das Unternehmen startete in 2019 mit der Einführung von tiefgekühlten Alternativen wie Burgern, Stäbchen und Bällchen auf Basis von Linsen. Im Juni 2023 kündigte easyVEGAN den Start einer neuen Kooperation mit der lokalen Privatbrauerei Stiegl an. Der Treber, der bei der Bierherstellung bei Stiegl als Brau-Nebenprodukt anfällt, wird seitdem in seiner naturbelassenen Form als Hauptzutat für pflanzenbasierte Burger und Bällchen von easyVEGAN verarbeitet. Als Treber bezeichnet man konkret die Rückstände des Braumalzes, die im Bierbrauprozess anfallen. Dieses Upcycling-Modell soll die Kreislaufwirtschaft in Österreich fördern, indem pflanzliche Reststoffe sinnvoll wiederverwertet werden.

Cassandra Winter, Gründerin und CEO von easyVEGAN, sagt dazu: „Über 2,4 Millionen Tonnen Treber – das gebrühte Gerstenmalz aus der Bierproduktion – werden allein in Deutschland pro Jahr entsorgt. Die alkoholfreien Feststoffe enthalten das Beste aus der Gerste und sind reich an Proteinen, Ballaststoffen & Mineralien. Sie sind die Hauptzutat für unseren BierSnack. Die Gerste wird so zweifach genutzt – für Biergenuss & leckere Speisen.“

Nebenprodukte werden zu Ressourcen

privatmolkerei bauer christian trgo
© Privatmolkerei Bauer GmbH & Co. KG

Die Privatmolkerei Bauer hat sich über ihre mehr als 130-jährige Firmengeschichte zu einem der größten und erfolgreichsten Fruchtjoghurthersteller Europas entwickelt. Bereits Ende 2020 kündigte Bauer mit der Marke „GrünKraft“ eine eigene Linie pflanzlicher Joghurt- und Käsealternativen an. Im November 2023 präsentierte das Unternehmen dann seine neue pflanzliche Marke „ZUM GLÜCK!“, die seit Anfang 2024 flächendeckend im deutschen Einzelhandel erhältlich ist. Das Sortiment der Marke umfasst pflanzliche Alternativen zu Joghurts, Drinks und Puddings. Die Produkte basieren auf einer nachhaltigen Basis aus Marillenkernen, die als Upcycling-Produkt aus der Fruchtlandwirtschaft gewonnen werden.

Christian Trgo, Director R&D und Innovation der Bauer Gruppe, betont das umfassende Nachhaltigkeitsengagement von Bauer und kommentiert: „Bei der Produktion unserer pflanzlichen Milchalternativen entstehen keine direkten Nebenströme. Wir entwickeln mit unseren Partnern innovative Lösungen für die Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie – damit diese als Ressourcen weiter verwendet werden können. Das Start-up Kern Tec liefert uns z. B. Marillenkernpaste – ein Abfallprodukt der Fruchtlandwirtschaft – die wir in unserem neu eingeführten 100% pflanzlichen Bauer ZUM GLÜCK!-Sortiment einsetzen. Herausfordernd sind dabei die Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards sowie die Rohstoffgewinnung mit einer entsprechenden Infrastruktur.“

Pioniere der nachhaltigen Revolution

kern tec michael beitl
© Kern Tec GmbH

Kern Tec ist ein innovatives Food-Tech-Start-up, das durch eigens entwickelte Technologien hochwertige Produkte aus zuvor als Abfall angefallenen Steinobstkernen für die Lebensmittelindustrie herstellt. Kern Tec möchte damit beweisen, dass Upcycling ein nachhaltiges Modell für das Lebensmittelsystem sein kann, welches eine Vielzahl von ökologischen, ökonomischen und sozialen Vorteile bietet. Das Start-up hat unter anderem unter dem Markennamen „Wunderkern“ ein Sortiment an Milch- und Käsealternativen auf Basis von Marillenkernen auf den Markt gebracht. Außerdem konnte Kern Tec in den vergangenen Jahre eine Reihe von Partnerschaften abschließen, unter anderem mit der BayWa Ag, dem Schweizer Einzelhändler COOP oder auch der Privatmolkerei Bauer.

Michael Beitl, der Gründer von Kern Tec, erklärt: „Wir tragen maßgeblich zur Schonung von Ressourcen bei, indem wir Steinobstkerne, die bisher als Abfallprodukt galten, zu 100 % upcyceln und wieder der Wertschöpfungskette zuführen. Dieser Ansatz vermeidet nicht nur Abfall, sondern reduziert auch den Bedarf an neuen Rohstoffen und spart somit Wasser und Land.“

vegency logo
© vegency

Seien Sie auch dabei! Teilen Sie der Branche mit, was Sie AUFREGT, BEWEGT, MOTIVIERT!

Wir befragen regelmäßig CEOs und Meinungsführer, was sie aufregt, bewegt, motiviert. Die Umfrage erfolgt durch unseren Agenturpartner vegency.

vegency – Kompetenzmarke von united communications – bietet kreative Markenkommunikation und innovative Sales-Beratung – lokal und regional, national und international. vegency arbeitet für Unternehmen, Non-Profit- Organisationen und Start-ups, die vegetarische, pflanzenbasierte und vegane Produkte oder Dienstleistungen anbieten. vegency ist unabhängig, inhabergeführt und gut vernetzt.

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Weitere Informationen: vegency.de

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