Studien & Zahlen

Europäische Supermärkte wetteifern um die Vorreiterrolle bei der globalen Proteintransformation

Die führenden europäischen Supermarktketten stellen ihr Proteinangebot verstärkt auf gesündere und nachhaltigere Produktoptionen um.

Eine neue Studie der Umweltorganisation Madre Brava hat die 15 größten europäischen Supermarktketten hinsichtlich ihrer Ambitionen in Bezug auf die Bekämpfung des Klimawandels und die globale Proteinumstellung bewertet. Die Analyse zeigt, dass alle Einzelhändler verschiedene Zielvorgaben verfolgen, um die Emissionen der von ihnen verkauften Lebensmittel zu reduzieren. Die Einzelhandelsriesen Ahold Delhaize und Lidl nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein.

Europas größte Supermarktkette Lidl hat sich dazu verpflichtet, den Verkauf von tierischem und pflanzlichem Eiweiß in allen 31 Ländern, in denen die Kette weltweit tätig ist, neu auszurichten. Lidl hat sich bereits verpflichtet, den Anteil des Verkaufs von pflanzlichem Eiweiß, sowohl von Vollwertprodukten als auch von Produkten auf pflanzlicher Basis, zu erhöhen und den Anteil des Verkaufs von konventionellem Fleisch und Milchprodukten in sechs europäischen Ländern zu verringern, darunter Österreich, Belgien, Deutschland, Luxemburg, Niederlande
und der Schweiz.

Madre Brava grafik
© Madre Brava

Die Gruppe Ahold Delhaize hat gegenüber Madre Brava bestätigt, dass sich alle ihre Einzelhandelsmarken in Europa bis Ende 2024 das Ziel setzen werden, mehr pflanzliche Proteine und weniger Lebensmittel tierischen Ursprungs zu verkaufen. Der größte niederländische Supermarkt Albert Heijn, der zur Ahold Delhaize Gruppe gehört, hat sich bereits verpflichtet, sein Angebot an Proteinprodukten bis 2030 auf ein Verhältnis von 60 % pflanzlichem zu 40 % tierischem Eiweiß umzustellen – gegenüber einem Verhältnis von 44,1 % pflanzlichem zu 55,9 % tierischem Eiweiß im Jahr 2023.

Da Fleisch und Molkereiprodukte die größte Emissionsquelle im Betrieb eines Supermarktes sind, sind Ziele zur Umstellung des Eiweißverkaufs auch für das Erreichen von Netto-Null-Klimazielen entscheidend. Der französische Einzelhandelsriese Carrefour erklärte gegenüber Madre Brava: „Eine Umstellung von tierischen Proteinen auf pflanzliche Proteine wird notwendig sein, um unsere Scope-3-Emissionsziele zu erreichen.“

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Nico Muzi, Geschäftsführer von Madre Brava, sagt dazu: „Die Verbraucher in ganz Europa wollen weniger Fleisch essen. Supermärkte können diese Umstellung auf eine gesündere, nachhaltigere Ernährung unterstützen, indem sie Vollwertkost und pflanzliche Produkte billiger und leichter zugänglich machen. Deshalb, rufen wir alle großen europäischen Lebensmitteleinzelhändler auf, sich zu verpflichten, ihre Verkäufe von Eiweißprodukten im Einklang mit den Zielen der menschlichen und planetarischen Gesundheit neu auszurichten. Das ist nicht nur gut für Menschen, Tiere und den Planeten, sondern auch ein gutes Geschäft.“

Weltweit sind Lebensmittel Untersuchungen zufolge nach fossilen Brennstoffen die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen. In der Europäischen Union sind Lebensmittel mit einem Anteil von 38 % an den gesamten Treibhausgasemissionen die Hauptursache für den konsumbedingten Klimawandel.

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Supermärkte verkaufen die meisten Lebensmittel an europäische Verbraucher und werden daher für Emissionen und andere negative externe Effekte verantwortlich gemacht. Ganze 93% der Gesamtemissionen eines Supermarktes stammen aus den „Scope 3“-Emissionen, dass heißt den von ihnen verkauften Produkten. Scope 3-Emissionen sind Emissionen aus der gesamten Wertschöpfungskette, die aus der Landwirtschaft, der Lebensmittelverarbeitung, Lebensmittelabfall und Transport stammen. Der Löwenanteil entfällt auf tierische Produkte: Fleisch und Milchprodukte allein machen 51 % aller Scope-3-Emissionen eines Lebensmittelhändlers aus – die Produktkategorien mit den höchsten Emissionen.

In den Niederlanden hat die Verpflichtung der sieben größten Lebensmitteleinzelhändler, den Anteil pflanzlicher Eiweißprodukte zu erhöhen, zu einem erheblichen Rückgang (16,4 %) der Fleischverkäufe in den Einzelhandelsgeschäften seit 2020 beigetragen. Diese Verschiebung zeigt die potenziellen Auswirkungen der Supermarktpolitik auf das Verbraucherverhalten und die Emissionssenkung.

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Trotz einiger Fortschritte gelingt es vielen großen Supermärkten jedoch nicht, sich angemessen auf eine pflanzenreiche Ernährung umzustellen. Zehn der 15 größten europäischen Supermarktketten tun nicht genug, um die erheblichen Emissionen, die durch Fleisch und Milchprodukte entstehen, zu reduzieren.

Eine aktuelle Profundo-Studie für Madre Brava ergab, dass die vier Supermarktriesen Ahold Delhaize, Carrefour, Lidl und Tesco, wenn sie bis 2030 50 % ihrer Verkäufe von Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch durch eine Mischung aus Hülsenfrüchten, Tofu und pflanzlichen Fleischalternativen ersetzen (ohne Milchprodukte, Lammfleisch, Eier oder Fisch), so viele Emissionen einsparen, wie wenn sie 22 Millionen Autos von der Straße nehmen würden oder fast alle Autos in Spanien (27,7 Millionen Tonnen CO2e pro Jahr). Außerdem würden sie eine Landfläche von der Größe Portugals (91.000 Quadratkilometer) und Wasser in der Größenordnung von 228.000 olympischen Schwimmbecken (570 Millionen Kubikmeter) pro Jahr einsparen.

Supermarktkette können den Verbrauchern also dabei helfen, mehr pflanzliche Eiweißprodukte zu erschwinglichen Preisen zu kaufen und ihren Fleischkonsum zu verringern. Die Umstellung auf mehr pflanzliche und weniger tierische Lebensmittel soll nicht nur gesundheitliche Vorteile für die Verbraucher mit sich bringen, sondern auch gleichzeitig zu den Nachhaltigkeitszielen insgesamt beitragen.

Weitere Informationen: madrebrava.org

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